1. Tablet hilft beim Sprechenlernen

    Sprachförderung in Bielefeld-Bethel mit speziellen Computerprogrammen

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    Lemgo-Bielefeld. "Wie macht die Kuh?", fragt Nicole Middeke. Ihre Tochter Svenja sitzt auf ihrem Schoß und tippt mit dem Finger auf den Bildschirm ihres tragbaren Minicomputers. "Muuuh", ertönt es. Die Dreieinhalbjährige lacht und klatscht in die Hände. Das Gerät soll dem Mädchen mit Down-Syndrom helfen, die Lautsprache zu erlernen. Bei Fragen rund um die Bedienung der Technik stand der Lemgoer Familie die Betheler Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation in Bielefeld zur Seite.

    "Svenjas Sprachverständnis ist gut. Aber mit dem Sprechen hat sie noch Probleme", sagt Nicole Middeke. Das Mädchen kann ihre Muskeln und Sprechorgane noch nicht richtig einsetzen, um Laute zu produzieren. Deshalb übt sie seit einigen Wochen mit ihrem Minicomputer, einem Tablet. Für den Tablet-PC gibt es Programme, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Einschränkungen ausgerichtet sind. Mit der Software können die handelsüblichen Tablet-Computer zu einer elektronischen Kommunikationshilfe umfunktioniert werden.

    Ein Programm macht aus dem Tablet zum Beispiel einen "Talker", ein Sprachausgabegerät. Der Nutzer berührt auf dem Bildschirm einen dargestellten Gegenstand; eine Stimme nennt dann langsam und deutlich dessen Bezeichnung. Das Nachsprechen hilft dabei, die Lautsprache zu erlernen. Neben Wörtern wie "Ball" lassen sich aus zusammengefügten Bildern auch einfache Sätze wie "Ich möchte spielen" abbilden. So kann der Tablet-PC als Lerninstrument und auch als Verständigungshilfe eingesetzt werden.

    Svenjas Logopädin hatte Familie Middeke zu einer elektronischen Kommunikationshilfe geraten. "Anfangs hatten wir große Probleme mit der Bedienung", gibt Nicole Middeke zu. Deshalb hatte sie sich an die Betheler Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation gewandt. "Die Beratung hat mir einen richtigen Motivationsschub gegeben", erzählt die Lemgoerin.

    Die Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation ist ein Angebot der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die Diagnostik und Beratung gehören ebenso zum Angebot wie die Auswahl und Anpassung geeigneter Kommunikationssysteme.

    Auf spielerische Weise erlernt Svenja Middeke nun mit ihrem Tablet die Lautsprache. Besonders viel Spaß macht ihr das Programm mit den Tiergeräuschen. Berührt sie mit ihrem Finger ein Foto von einem Hund, einer Katze oder einer Kuh auf dem Bildschirm, ertönt der passende Tierlaut. "Oft macht Svenja die Geräusche nach, wenn sie sich unbeobachtet fühlt", sagt ihre Mutter. "Das Gerät ist ein tolles Hilfsmittel, weil die Kleine auch für sich üben kann." Das Training stärke ihr Selbstbewusstsein.

    "Bei der Beratungsstelle Bethel gefiel mir besonders, dass die Mitarbeiter umfassende Kenntnisse von unterschiedlichen Kommunikationshilfen haben und nicht auf ein Modell festgelegt sind", sagt die Lemgoerin. Sie hatte sich ganz bewusst gegen einen Talker, der eigens als Sprachausgabegerät für Menschen mit Behinderungen entwickelt wurde, und für ein Tablet entschieden. "Heute haben viele Kinder Smartphones und Tablets, da fällt Svenja gar nicht auf", erklärt sie. "Es ist ein bisschen mehr Alltag." Nur für Oma Ursula Sudmann ist das Gerät noch Neuland. "Ich werde mich jetzt auch mal mit dem Tablet beschäftigen. Svenja kommt damit besser zurecht als ich."

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