Oerlinghausen (nok). Präsident(inn)entreffen in der Bergstadt: Zum "Lippischen G 7" trafen sich die Spitzen der RotaryClubs jetzt in der Villa Weber. Turnusgemäß wechselt mit Beginn des neuen Rotary-Jahres am 1. Juli die Präsidentschaft in den Clubs. Somit diente der Rotarier-Gipfel in Oerlinghausen vorrangig dazu, die unterschiedlichen Programme, Veranstaltungen und Mottos (jeder Präsident stellt sein Jahr unter ein bestimmtes Motto) zu koordinieren.Mit dem Treffen wollten die sechs neuen Präsidenten und eine neue Präsidentin aber auch "Flagge zeigen". "Wir möchten das Engagement der Organisation und der etwa 300 lippischen Rotarier der Öffentlichkeit zugänglicher machen. Das gilt auch für zahlreiche Spendenaktionen, aus derem Erlös wir verschiedene Projekte unterstützen. Im Gegensatz zu anderen Engagementen wie der Sprachförderung, dem Schüleraustausch oder auch der Ausbildungsförderung verlangt das soziale Engagement aus Rücksicht auf die/den Empfänger oft nach Diskretion", so G-7-Gastgeber Heinz Hermann Klein. Der Gedankenaustausch der neuen Präsidenten habe die Vielfalt der Clubaktivitäten deutlich unterstrichen. Über allem steht das wichtigste rotarische Ziel, so Klein. Mit allem Handeln, eigenen Engagement und den Erlösen aus Spendenaktionen wolle man denen helfen, die sich sich selbst nicht helfen können.
Rotary ist in Lippe durch insgesamt sieben Clubs vertreten. Ältester Club ist der RC Detmold, der 1960 gegründet wurde und heute 62 Mitglieder zählt. "Jüngstes Rad" am lippischen Rotarier-Wagen ist der RC Lemgo-Hanse. Die 2011 gegründete Vereinigung zählt heute bereits 33 Mitglieder und wird seit dem 1. Juli von Dörte Höft als Präsidentin geführt. Die weiteren Teilnehmer des Rotary-Gipfeltreffens in Oerlinghausen waren die neuen Präsidenten Bernd Weiglein (RC Bad Salzuflen), Sören Kramer (RC Detmold), Asmus Link (RC DetmoldBlomberg), Heinz-Hermann Klein (RC Detmold-Oerlinghausen), Gerald Sander (RC Lemgo) und Joachim von Reden (RC Lemgo-Sternberg). Jeder dieser sieben lippischen Clubs unterstützt unterschiedliche, individuelle Projekte, um die lokale Jugendarbeit oder Integration zu stärken. Zu den wichtigsten gemeinsamen Projekten zählt der Schüleraustausch, welcher über Rotary international jährlich 7.000 Schülern die Möglichkeit bietet, einen elfmonatigen Aulandaufenthalt zu absolvieren. In Lippe profitieren in diesem Jahr 11 sogenannte "Outbounds" von diesem integrativem Engagment. Dass die Rotarier auch bei diesem Projekt an junge Menschen denken, die auf eine Förderung angewiesen sind,zeigt die Tatsache, dass keiner der Outbounds aus Rotarier-Familien stammt. Die Schüler werden in Familien untergebracht und besuchen am Aufenthaltsort die dortige Schule. Im Gegenzug werden elf "Inbounds" für ein Jahr in lippischen Rotarier-Familien leben. Schüler, die an einem Auslandsaufenthalt dieser Art interessiert sind, können Kontakt zu einem der sieben Clubs aufnehmen. Ein weiteres gemeinsames Projekt der Rotary-Clubs ist eine Handwerks-Initiative, bei der Schüler an handwerkliche Berufe herangeführt werden sollen. Dabei gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Angefangen von einer Schülermesse, bei verschiedene Handwerksberufe vorgestellt werden, über individuelles Bildungscoaching bis hin zu ganz konkreten Projekten leisten die Clubs sehr vielseitige Berufssorientierung für junge Menschen. Beim Rotary Club Oerlinghausen sollen mit dem Projekt "Jung und Alt" junge Menschen und jung gebliebene, bereits pensionierte Handwerksmeister zusammengebracht werden. "Das lippische Handwerk hat eine lange Tradition in den Bereichen Holz, Leinenherstellung und -verarbeitung sowie Metallbearbeitung. Bei diesem Projekt wird einerseits handwerkliches Wissen vermittelt. Andererseits können jüngere und ältere Menschen im persönlichen Gespräch über verloren geglaubte Werte kommunizieren", so Heinz-Hermann Klein. In das Leitthema "Bildung–Lernen–Erziehung" ist auch ein jährliches Berfswahlfo-
rum eingebunden. Dieses findet unter der Federführung der Rotarier in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit am 5. Dezember in der Hochschule OWL statt. Besonders am Herzen liegt den lippischen Rotary-Clubs die Sprachförderung. In Bad Salzuflen hat man dazu 30 Oberstufenschüler als Sprachscouts ausgebildet, um Kindern aus Zuwandererfamilien die deutsche Sprache zu vermitteln. "Es war zunächst sehr schwierig, Zugang zu den ausländischen Familien zu finden. Seit dem das Projekt einzelne Erfolge aufweisen kann, hat sich diese Hilfe in den Migrantenkreisen herumgesprochen und ist beinahe zu einem Selbstläufer geworden", berichtete der Bad Salzfler Präsident Bernd Weiglein. In Oerlinghausen gibt es ein ähnliches Projekt, welches aber auch die Eltern von Grundschülern einbindet und so die deutsche Sprache im Familienkreis etablieren soll. Im RC Lemgo-Sternberg setzt man dagegen verstärkt auf die Flüchtlingshilfe. "All dies verdeutlicht die Vielfalt unserer Arbeit" so Jochim von Reden. Insgesamt sind in Deutschland 53.000 Mitglieder in über 1.000 Clubs organisiert und tragen mit ihrer Arbeit auf unterschiedliche Weise zur Völkerverständigung und Frieden in der Welt bei. Erst kürzlich wurde in Lemgo der erste lippische Rotaract-Club gegründet, in dem sich Jugendliche bestimmter Altersgruppen treffen.