ROLFSHAGEN (us). Die Napoleonschlacht anlässlich des Schützenfestes hat eine lange Tradition – am Samstag, 26. Juli, soll diese mit einem großen Sommerfest zunächst beendet werden. Napoleon lebt noch, aber er geht ins Exil. "Ich bin aber immer bereit, mit neuen Soldaten wieder gegen die Rolfshagener Bürger in die Schlacht zu ziehen", stellte Napoleon, alias Stephen Hodgkins, fest.
Das Sommerfest, das die Rolfshagener Napoleontruppe als Dankeschön für alle Bürger im Ort und im Auetal organisiert hat, beginnt am Samstag um 18 Uhr auf dem Schulhof in Rolfshagen. Der Eintritt ist frei, Getränke und Gegrilltes werden zum Selbstkostenpreis angeboten. DJ Julian wird mit Schlagern und Partymusik für Stimmung sorgen.
Vor 125 Jahren ist der Schützenverein in Rolfshagen gegründet worden und 1881 wurde das erste Schützenfest vom Gemeinderat beschlossen und gefeiert. Vor etwa 115 Jahren wurde die Napoleon-Truppe gegründet und die Schlacht des Franzosen-Kaisers mit den Rolfshagener Bürgern bei jedem Schützenfest ausgetragen. Zwar stand der Unterlegene der Schlacht immer schon fest, denn schließlich wollte man in Rolfshagen die Geschichte nicht verändern, aber Napoleon und seine Truppe ließen sich nie ganz verscheuchen – sie tauchten jedes Jahr, später alle zwei Jahre, zum traditionellen Schützenfest wieder auf.
Schon zwei Wochen vor dem Schützenfest machten die Anhänger Napoleons auf sich aufmerksam. Mit ihrer Kanone zogen sie jeden Abend durch die Straßen und "belästigten" die Bürger mit den Böllerschüssen. Sie überfielen Häuser, forderten trinkbare Beute und pöbelten gegen die Truppen des Schützenvereins.
Immer wenn die Plünderungen durch die Napoleontruppe überhandnahmen, schritt der amtierende Volkskönig ein. Nach einigem Hin und Her scheiterten die Friedensverhandlungen und es folgte die Schlacht. Als "Waffen" dienten fast ausschließlich Wasserbomben und Holzgewehre. "Früher fand die Schlacht immer montags statt. Da hatte das ganze Dorf Urlaub und auf den Höfen wurden nur die notwendigsten Arbeiten erledigt", erinnert sich Kay-Uwe Wiechmann. Napoleon sei damals noch von den Rolfshagener Bürgern durch das ganze Dorf verfolgt worden. "Damals haben wirklich fast alle Bürger mitgemacht. Ich bin sogar einmal mit Gipsbein in die Schlacht gezogen", so Wiechmann, der selbst 30 Jahre lang in der Rolfshäger Napoleontruppe aktiv war. Die Uniformen haben sich die Mitglieder der Napoleontruppe immer ausgeliehen. "Manchmal mussten wir etwas höhere Gebühren zahlen, weil die Uniformen nicht ganz unbeschadet blieben", erzählt Marco Müller schmunzelnd. Seit 15 Jahren ist Stephen Hodgkins in Rolfshagen der Franzosenkaiser Napoleon. "Ich werde nicht ganz verschwinden, sondern nur ins Exil gehen. Sowie ich gebraucht werde, bin ich wieder da", versprach Hodgkins. Die Kanone, die vor über 100 Jahren in Rolfshagen gebaut und später mit einem fahrbaren Untersatz versehen wurde, wird an einem geheimen Ort eingelagert. "So bin ich immer einsatzbereit", stellte Napoleon fest. Die Napoleontruppe hat sich in den vergangenen Jahren dezimiert, aber sie wird zurzeit auch nicht mehr gefordert. "Bei der 700-Jahr-Feier vor 15 Jahren hat es die letzte Schlacht gegeben. Seither hat der Schützenverein kein großes Schützenfest mehr auf die Beine gestellt", bedauert Wiechmann.
"Das Spektakel um Napoleon hat uns immer viel Spaß gemacht, aber irgendwann endet eben alles. Wir hoffen aber, dass zu unserem Sommerfest viele Gäste kommen."
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