1. Eine Zeitreise in Zehnerschritten

    "Lebendige Geschichten entstehen häufig aus dem Bauch heraus"

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    WUNSTORF (tau). Die Schreibwerkstatt am Stift steht kurz vor der Fertigstellung eines besonderen Buches. 100 Jahre Zeit, lautet der Titel. Er bedeutet kurz gesagt eine Begegnung Wunstorfs mit der Zeit und der Weltgeschichte. Die Autorinnen erzählen erlebte Geschichten aus zehn Jahrzehnten. Der Wunstorfer Stadtanzeiger stellt in loser Folge das Autorenteam und eine Auswahl ihrer Geschichten vor.

    Renate Küster wurde 1952 als echte "Kieler Sprotte" geboren. 1976 kam sie mit ihrem Mann nach Wunstorf, seiner Heimatstadt, wo sie gemeinsam für sich und ihren Sohn ein neues Zuhause aufbauten.

    Ihre Verbundenheit zu der Auestadt wuchs schnell. Neben Beruf, Familie und Schreiben ist sie eine begeisterte Seglerin. Sie stieß bereits in den Anfängen zu der frisch gegründeten Autorinnengruppe und gehört nunmehr seit fast zwei Dekaden zur Schreibwerkstatt am Stift.

    In dem neuen Buch schildert sie unter anderem eine Flucht über die grüne Grenze, beschreibt die Zeit vor dem Tetrapack, in der Milchkannen noch üblich waren und Eigelb für die Haare als ein probates Mittel galt.

    Die erlebten Geschichten sind zum Teil nach Wunstorf transferiert. Im Mittelpunkt stehen fiktive Hauptpersonen, durch deren Einzelschicksale die Zeit erlebbar wird.

    Heidi Tiedt ist eine Autorin der "ersten Stunde". Sie wurde 1946 in Aalborg/Dänemark geboren und wuchs in Celle auf. Schon früh hielt ihre Großmutter sie zum Führen eines Tagebuches an. So begann sie, Gefühle und Erlebnisse und später auch Gedichte aufzuschreiben.

    Sie träumte davon, Schriftstellerin zu werden. Doch Berufsalltag, Ehe, drei Kinder, Haus und Garten und nicht zuletzt viele ehrenamtliche Tätigkeiten prägten dann ihr Leben. Das Schreiben trat in den Hintergrund, bis sie 1994 als Autorin der Schreibwerkstatt am Stift beitrat.

    Sie befasst sich in dem neuen Buch unter anderem mit den 1960er Jahren und der Rote-Punkt-Aktion.

    Den bundesweiten Protest gegen Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr erlebte sie hautnah mit und schildert das Gefühl der Solidarisierung einer Generation. Zu den 1980er Jahren trug sie eine Geschichte zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bei. Hier bringt sie im Rahmen einer Familiengeschichte die damalige Unsicherheit und die mangelnde Vorbereitung zum Ausdruck.

    Beide Autorinnen sagen: "Die lebendigsten Geschichten entstehen häufig aus dem hohlen Bauch heraus."

    Foto: tau

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