Lemgo (nr). Sie hielten Lemgo einen Spiegel vor das Gesicht und ernteten Überraschung und viel Applaus. Das Duo "Simon und Jan", Liedermacher und Kabarettisten auf der Suche nach der Würde des Menschen, machten Halt beim Lemgoer "Sommertreff" und trafen in der vergangenen Woche mit ihrem Zusammenspiel von sanften Melodien, klaren Stimmen und den respektlosen, bissigen und bisweilen zynischen Texten bei vielen Zuschauern ins Schwarze.
"Was ist das für eine schöne neue Welt hier, ich drück den ganzen Tag nur noch ‚gefällt mir‘". Das Programm "Ach Mensch" betrachtete viele Facetten: Internetwahnsinn und (Werbe-) Ikonen, Politik, Krieg und Glauben, aber auch Zwischen(un)menschliches. Mitdenken erwünscht, "mal eben so aus dem Bauch raus", denn das perfekte Gitarrenspiel und die schönen, klaren Stimmen der beiden Künstler vermochten ab und zu dazu zu verführen nur der Musik zu lauschen. Die Sicht auf die unbequeme Wahrheit kam dann manchmal überraschend. Und bisweilen hielten die beiden Liedermacher dem Publikum einen Spiegel vor Augen. Das Publikum lachte dennoch oder vielleicht gerade deshalb. Aber schließlich traf es dann ja doch noch die Richtigen, nämlich die, die im Rampenlicht stehen, Schauspieler, Politiker, Machthaber, die von "Simon und Jan" akribisch durch den Kakao gezogen wurden. So ging es dann auch: vordergründiger, direkter Humor – oft auch ein Stück weit unterhalb der Gürtellinie. Die beiden Kabarettisten trafen für Viele den Puls der Zeit.
Eine Prise Zynismus reichte am Ende für die Erkenntnis, dass sie nicht zu finden ist – die Würde des Menschen. Da half nur "Weitersuchen" mit einer von zwei Zugaben, die sich das Publikum auf dem Marktplatz erklatscht hatte.