1. Sexualisierter Gewalt vorbeugen

    Güldene Sonne beteiligt sich an Fortbildungsoffensive

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    REHBURG (jan). Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Einrichtungen ist vor einigen Jahren ein aktuelles Thema geworden, als etliche solcher Fälle ans Licht kamen. Das Bundes-Familienministerium hat dazu eine Fortbildungsoffensive gestartet – die von der Rehburger Einrichtung "Güldene Sonne" gerne angenommen wurde.

    Mitarbeiter zu sensibilisieren und darauf zu schulen genau hinzuschauen, damit Kindern und Jugendlichen keine Gewalt angetan werde, sei das Ziel, sagt Klaus Nagel. "Wir können nicht in die Köpfe von Leuten hineinschauen", sagt der Leiter der pädagogisch-therapeutischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Insbesondere Menschen mit pädophilen Neigungen würden sich doch in solchen Einrichtungen wie der Güldenen Sonne bewerben und deshalb gelte es, alle Mitarbeiter von den pädagogischen Fachkräften bis zum hauswirtschaftlichen Personal anzuhalten, genau hinzuschauen.

    Eine Kultur des Vermeidens solle so geschaffen werden, erklärt Caren Indefrey, die die Schulung als pädagogische Mitarbeiterin des Kinderschutzzentrums Oldenburg in der Güldenen Sonne durchgeführt hat. Der Prozess habe mehr als ein Jahr gedauert und sei immer an der Praxis der Einrichtung orientiert gewesen. Natürlich habe es bei den Gesprächen darüber, wo Mitarbeiter Grenzen überschreiten könnten, auch Verunsicherung gegeben. Männliche Mitarbeiter, die Mädchen zu Bett bringen, Körperhygiene bei den Kindern, Urlaube von Kindern mit Betreuern des anderen Geschlechts – mitten in dem Prozess habe es Phasen gegeben, während der Mitarbeiter sich nicht mehr sicher gewesen seien, ob Teile ihrer Arbeit ihnen nicht womöglich schon als sexueller Übergriff ausgelegt werden könnten, sagt Nagel. Das wiederum, fügt Indefrey hinzu, sei durchaus gewollt – denn nur durch die intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema könnten alle am Ende mit den festgeschriebenen Regeln beruhigt selbst handeln und auch das Verhalten der anderen Mitarbeiter besser beurteilen und notfalls einschreiten. Wichtig sei es für alle Mitarbeiter gewesen, dass dieses Tabuthema angesprochen worden sei, fügt Ilona Kunze, die im pädagogisch-therapeutischen Bereich der Güldenen Sonne arbeitet, hinzu. So könne im "Fall der Fälle" besser damit umgegangen werden. Mit einer gemeinsamen Feier haben die 70 Mitarbeiter der Güldenen Sonne den Abschluss ihrer Fortbildung begangen. Das Programm, das den etwas sperrigen Namen "Bundesweite Fortbildungsoffensive zur Stärkung der Handlungsfähigkeit (Prävention und Intervention) von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kinder- und Jugendhilfe zur Verhinderung sexualisierter Gewalt" trägt, hat unterdessen auch sehr konkrete Auswirkungen auf die Güldene Sonne. So seien etwa auch die Kinder und Jugendlichen einbezogen worden, erläutert Kunze. Sie sollten aufgeklärt sein über die Rechte, die sie haben, damit sie bei sexuellen Übergriffen das Selbstvertrauen haben, sofort darüber reden zu können. "Gerade wenn es um Missbrauch geht, können wir doch oft erst als Erwachsene darüber reden", sagt Kunze und führt das Beispiel der Odenwaldschule an. Auch dem solle vorgebeugt werden. Außerdem, fügt Nagel hinzu, sei eine Kindeswohl-Gefährdungsbeauftragte benannt worden. Und bei jedem künftigen Bewerbungsgespräch gebe es jetzt zusätzliche Fragen, die gemeinsam erarbeitet worden seien – zusätzlich zu der Bedingung, dass nur angestellt werde, wer ein erweitertes Führungszeugnis vorlege. Foto: jan

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