Lemgo (ur). Können geistig behinderte Menschen es lernen, Medien sinnvoll zu nutzen? Die Studentin Nicole Schulz bearbeitete diese Fragestellung im Rahmen ihrer Masterarbeit. Dazu standen die nüchtern wirkenden Wände der Pausenhalle und des Speisesaals bei Neu Eben-Ezer als "Spielwiese" zur Umgestaltung bereit. Vor Kurzem präsentierte die Stiftung die neu gestalteten Räume.
Der Inhalt des Studiengangs "Interdisziplinäre Medienwissenschaft" an der Uni Bielefeld umfasst Fotografie, Medienpädagogik und die aktive Zusammenarbeit mit behinderten Menschen. Innerhalb eines Jahres entwickelte Nicole Schulz ein Konzept zur Durchführung des Projekts. Gemeinsam mit vier Bewohnern der Stiftung entstanden so rund 2.000 Fotos, von denen die Studentin zusammen mit den Mitwirkenden zwei Kompositionen aus je drei Bildtafeln zusammengestellt hat. Das im Foyer ausgestellte Triptychon (ein mittleres Bild wird von zwei beweglichen Bildern umrahmt) ist auch innerhalb der Bilder gegliedert. So zeigt jede einzelne Leinwand einen dreiteiligen Bildaufbau mit Gesicht, aktiven Händen und Beinen. Sie zeigen Menschen bei der Arbeit. Die monochromen Bilder beinhalten farbige Details, die durch ihre Farbe in den Vordergrund gestellt werden. Die im Speisesaal hängenden Bilder bestehen aus großflächigen Portraits einzelner Gesichter.
Bei der Gestaltung der Bilder achtete Nicole Schulz darauf, dass die Fotografien etwas darstellten, was zu dem Ort passt. "Es war das erste Mal für mich, dass ich mit behinderten Menschen zusammen gearbeitet habe", sagte sie, "und es hat sich im Laufe der Zeit zunehmend von Arbeit in Spaß gewandelt, da der Kontakt zu den Menschen immer persönlicher wurde." Markus Toepffer, Werkstattleiter, betonte die gelungene Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und der Werkstatt für behinderte Menschen. Man wolle "in Zukunft stärkeren Kontakt zu anderen Institutionen aufnehmen, um Menschen im Rahmen der Inklusion besser eingliedern zu können", fügte Udo Zippel, kaufmännischer Direktor der Einrichtung, hinzu. Ein Note für ihre Masterarbeit hat die Studentin noch nicht bekommen, aber die Fragestellung, ob geistig behinderte Menschen Medienkompetenz entwickeln können, konnte eindeutig bejaht werden, denn die Begeisterung der Beteiligten war so groß, dass sich ein Projektteilnehmer im Anschluss sogar eine Digitalkamera zulegte.