1. Erholung für Tschernobylkinder in Detmold

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    Detmold (tdp). "Es ist mehr, als nur ein Erholungsurlaub. Die Erinnerungen helfen in schwierigen Zeiten.", sagen viele Erwachsene aus Tschernobyl, die einst in ihrer Kindheit in Detmold waren. Seit 1991 kommen jedes Jahr im Sommer Kinder nach Detmold, die im radioaktiv verstrahlten Gebiet in Weißrussland leben. Oftmals sind es Waisenkinder, deren Eltern an Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ums Leben gekommen sind, oder es sind Kinder, die in ländlichen Großfamilien leben und deren Eltern nicht die Zeit haben sich genügend um ihre Kinder und um deren Gesundheit zu kümmern.

    Auch in diesem Jahr kamen 18 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 7 und 11 Jahren aus Weißrussland mit ihren drei Betreuerinnen und Betreuern nach Detmold, um hier vier Wochen zu verbringen. In den ersten drei Wochen lebten die Kinder alle zusammen in der Jugendherberge in Hiddesen. In der letzten Wochen waren die Kinder in Gastfamilien untergebracht. So erfuhren die Kinder sowohl Gemeinschaft, aber auch individuelle Zuwendung.

    Neben Ausflüge in das Schwimmbad "Aqualip", den Vogelpark Heiligenkirchen oder in den Safaripark Stuckenbrock stand auch ein Besuch beim Zahnarzt auf dem Plan ("Lippe aktuell" berichtete).

    "Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kinder mit der Zeit aufblühen.", sagte Martina Wehrmann, Pfarrerin der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-West, die das ganze Projekt zusammen mit Ehrenamtlichen der Arbeitsgruppe "Tschernobylkinder" organisiert. "Viele der Kinder leiden jetzt bereits an Nachfolgen der Reaktorkatastrophe vor 28 Jahren. Es gibt kaum ein Kind, das ganz gesund ist. Fast alle haben ein gestörtes Immunsystem, sie ermüden leicht und klagen zunehmend über Schilddrüsenprobleme und Erkrankungen der Atmungsorgane", so Pfarrerin Martina Wehrmann weiter.

    Kürzlich wurden die Kinder in einem gemeinsam gestalteten Gottesdient verabschiedet. Neben zwei kleinen Gesangseinlagen sowohl auf Deutsch als auch auf Russisch, stellten einige Kinder kurz ihre Familien vor und erzählten, wie sie zu Hause in Weißrussland leben.

    Petra Störig und ihr Mann Armien nehmen seit rund 15 Jahren jährlich ein bis zwei Kinder in ihrer Familie auf. "So ein bisschen Russisch habe ich in der Zeit schon gelernt", berichtet Petra Störig, die seit langer Zeit auch in der Arbeitsgruppe tätig ist. Dass dieser Erholungsurlaub nicht nur etwas Kurzfristes ist, zeigen die eng geknüpften Kontakte zwischen Kinder und Gasteltern. Nicht nur Briefe werden hin und her geschickt, sondern auch weitere Besuche finden statt. "Die Unterstützung der Sponsoren, sei es freier Eintritt oder finanziell, ist für uns enorm wichtig und wir sind allen, die uns unterstützen sehr dankbar, aber es wird immer schwieriger Gasteltern zu finden, die sich bereit erklären Kinder aufzunehmen. Wir hoffen sehr, dass wir dieses Projekt auch in den kommenden Jahren weiterführen können", so Pfarrerin Martina Wehrmann.

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