1. Ein Kranz für Julius Rodenberg

    Heimatbund erinnert an 100. Todestag / Ausstellung geplant

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    RODENBERG (al). Den berühmtesten Sohn der Stadt wollen die örtlichen Heimatfreunde neu in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen. Am 100. Todestag von Julius Rodenberg brachte eine Abordnung einen Kranz an der Gedenktafel an seinem Geburtshaus, Lange Straße 20, an. Fast so vergessen wie die kleine Plakette hoch über den Köpfen der Passanten sind die Verdienste, die sich der Journalist und Dichter erworben hat. In Fachkreisen gilt er als einer der größten Literaturexperten der Zeit. Besondere Berühmtheit erlangte er als Herausgeber der "Deutschen Rundschau", eine monatlich erschienene Kulturzeitschrift, an der über 900 Autoren mitwirkten. Rodenberg selbst, der von 1874 bis 1914 die Schriftleitung inne hatte, schrieb selbst etwa 5000 Beiträge. Kaiser Wilhelm II. soll die "Rundschau" als "gedruckte Universität" des Reichs bezeichnet haben.

    Der 1831 geborene Sohn eines jüdischen Kaufmanns verließ Rodenberg allerdings schon früh: mit 14 Jahren zum Schulbesuch in Hannover und später Rinteln sowie anschließend zum Studium in Heidelberg, Marburg und Berlin. Bereits 1855 nahm er den Namen seiner Vaterstadt an, wohl auch auf Rat des Dichters und Diplomaten Karl Varnhagen von Ense. Dessen Empfehlung, zugleich zum Christentum zu konvertieren, folgte Levy allerdings nicht.

    1874 gründete er die Deutsche Rundschau, die in einer Auflage von bis zu 10.000 Exemplaren international vertrieben wurde und die er bis zu seinem Tod im Jahr 1914 redigierte. Erst 1963 wurde die Zeitschrift eingestellt. Die gesammelten Jahrgänge aus Rodenbergs Zeit in einem Umfang von 155 Bänden befinden sich bis auf wenige Ausnahmen inzwischen im Besitz des hiesigen Heimatvereins.

    Sie sollen zum ersten Mal der Öffentlichkeit bei einer Sonderausstellung in der Sparkasse gezeigt werden. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Marlies Berndt-Büschen hat sich für ein sechs Meter breites und 1,80 Meter hohes Regal entschieden, in dessen Mittelpunkt die "Rundschau" sowie die Vorgängerzeitschriften "Deutsches Magazin" und "Der Salon" stehen werden. Beispieltexte bekannter Autoren, eine Zeitleiste historischer Ereignisse sowie Stationen aus dem Leben des Literaten ergänzen die Schau, die voraussichtlich im August betrachtet werden kann.

    Inzwischen denkt die Arbeitsgruppe an weitere Pläne rund um die Person Rodenbergs. Dass der bereits 1911 zum Ehrenbürger ernannte Mann auch bei den Heimatfreunden selbst in Vergessenheit geraten war, räumt Berndt-Büschen freimütig ein: Erst ein Hinweis in der vor wenigen Wochen abgehaltenen Jahreshauptversammlung setzte die Aktivitäten der Arbeitsgruppe zum bevorstehenden 100. Todestag in Gang. Zuletzt hatte der Heimatbund 1981 zum 150. Geburtstag Rodenbergs eine Jubiläumsschrift herausgegeben.

    Bereits zwei Jahre zuvor ließ die "Martiniloge" eine nummerierte Jubiläumsausgabe mit den Erinnerungsblättern des Dichters, "Aus der Kindheit", auflegen. Diese waren erstmalig 1907 in der Deutschen Rundschau abgedruckt worden und schildern das Leben in der Deisterstadt um das Jahr 1840.

    Foto: al

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