1. Das Aura auf neuen Wegen

    "Horn-Bad Meinberger Einrichtung feiert 50-jähriges Jubiläum

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    Horn-Bad Meinberg (ck). Bildung und Erholung ohne Barrieren – seit 50 Jahren bietet das Aura-Zentrum blinden und sehbehinderten Menschen blinde und sehbehinderte Menschen gute Urlaubs-, Freizeit-, Kur- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Veränderungen im Gesundheitswesen und wachsender Konkurrenzdruck, aber auch die gestiegenen Anforderungen der Gäste haben die Einrichtungsleitung animiert, neue Felder zu erschließen. Durch eine neue Betreibergesellschaft mit dem bisherigen Geschäftsführer Johannes Willenberg und dem Unternehmensberater Thomas Malmberg, ist das ehemalige Aura-Zentrum im Oberförster-Feige-Weg 1 der drohenden Schließung durch Insolvenz entgangen. Seit dem 1. Mai läuft der Geschäftsbetrieb jetzt unter der neuen Führung.

    "Die Resonanz der Buchungen im Aura war speziell im Mai extrem hoch", erklärt Willenberg und vermutet dahinter, die starke Verbundenheit der Gäste zu seinem Haus. Natürlich gab es auch viele Stornierungen, als noch nicht feststand, ob das Haus geöffnet bleibt. Zur Jubiläumsfeier, dem 50-jährigen Bestehen des Hauses haben sich viele geladene Gäste angemeldet. "Viele wollen "ihr" Zimmer nach dem Motto: die Tür geht auf und der Stock geht automatisch", erklärt der selbst erblindete Willenberg lächelnd. Gerade für erblindete Menschen sei die bekannte Umgebung wichtig, die Eingewöhnung ist so viel einfacher. Ein ganz besonderer Gast ist schon angereist, die blinde Sängerin Kunigundi Odenthal war 1964 der erste Gast im Aura und ist dem Haus auch noch heute sehr verbunden. Sie wird in einer Gesprächsrunde zum Thema: "Anfänge des Aura" mit dem Hausleiter Hans Wirtz und Geschäftsführer Georg Klöpper für beste Unterhaltung mit 50-jährigen Auraerlebnissen sorgen.

    Am kommenden Freitag, 25. Juli wird mit einem Festakt das halbe Jahrhundert Zeitgeschichte gefeiert. Aber auch ein Ausblick auf die zweite Hälfte soll die ehrgeizigen Ziele der Betreiber offenlegen. Der Samstag beginnt um 10 Uhr mit einem Tag der offenen Tür, der Einblicke in die Freizeit-, Gesundheits- und Bildungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen geben soll. Attraktive und ungewöhnliche Angebote stehen für die Besucher auf dem Programm. Showdown spielen, ein Darkevent, eine haptische Kunstausstellung, Schnuppervorführungen in Yoga, Qi Gong, Tanzen, Bodyfit und etlichem mehr. Ab 19 Uhr wird eine ultimative 60er Jahre Party gefeiert, mit Petticoat und Elvisrolle, mit Schlagermusik und Travestie. Der Sonntag beginnt mit einem Musikfrühschoppen im Bad Meinberger Kurpark. "Wir wollen damit unsere Verbundenheit zu Bad Meinberg demonstrieren. Einen Tag lang feiert das Aura und das Staatsbad Bad Meinberg unter dem Motto: "Yoga, Moor und Externsteine" zusammen. Mitten im Ort und mitten im Leben. Mit Konzerten, Aktionen, Verkaufsständen und kulinarischen Leckereien werden der Kurpark und die Kurgasthalle zu einem Ort der Begegnung. Höhepunkt ist ein Konzert des Blindenchores "Blinddate", erklärt der engagierte Willenberg, der extra dafür eine Shuttle-Verbindung mit Pferdekutschen organisiert hat. Jede halbe und volle Stunde startet die Kutsche. Start ist um 12 Uhr am Kurpark, die letzte Fahrt um 17 Uhr vom Kurpark.

    1964 wurde das Blindenkurheim unter der Trägerschaft des Lippischen Blinden- und Sehbehindertenvereins e.V. Detmold geründet. Aus den damals 32 Mitarbeitern wurden nunmehr 18. "Aus Kostengründen mussten wir uns dezimieren. Jetzt müssen wir uns anders organisieren", erklärt Willenberg, der es sich zum Ziel gesetzt hat, "Das Aura" auch anderen Zielgruppen zu erschließen. Hörgeschädigte, mobilitätseingeschränkte oder auch gerne unbehinderte Gäste sollen sich im Aura wohlfühlen und erholen. "Das möchten wir größtenteils über die Kulturschiene erreichen", erklärt er weiter. Auch am Tag der offenen Tür demonstriert "Das Aura" mit einem Kunstprojekt Inklusion. Ein blinder Musiker, ein tanzendes Paar und ein Maler, der die Bewegungen malerisch umsetzt. "Wir möchten damit symbolisch zeigen Grenzen zu überwinden, zwischen der Kunstsparte und dem Zwischenmenschlichen. Gelebte Inklusion." "Inklusive" Arbeit ist der Kernpunkt der Arbeit des Aura, Unterstützung findet das Aura von der Inklusionsbeauftragten des Kreises Lippe Ilka Wächter. Mehrere Projekte sind im Gespräch, Sensibilisierungs- und Selbsterfahrungskurse, z.B. für Schulen, Volkshochschule und Kirchengemeinden. Besondere Kindergeburtstagsfeiern im Dunkelraum (Dark room) mit Hamburgeressen und Kegeln. "Dinner in the dark", Konzerte, Mitarbeiterschulungen für Firmen und Unternehmen im Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen. Barrierefreier Tourismus in Bad Meinberg mit Lifter im Schwimmbad, Sauna, Fernsehzimmer, Tagungsräume mit Induktionsschleife für Hörgeschädigte. Treffen von Gruppen mit "inklusiven" Projekten.

    "Die Sanierungsarbeiten am Haus Aura haben schon einige Verbesserungen für unsere Gäste bewirkt", so Willenberg, der auf die Umgestaltung eines besonderen Flures aufmerksam macht. Die Aura-Nachbarin Professor Eva Filter von der Hochschule Ostwestfalen Lippe (Architektur und Innenarchitektur) stand eines Tages vor der Tür und unterstützte bei der besonderen Farbgestaltung der Wände und des Teppichbodens für optimale Nutzbarkeit und Wohlfühlatmosphäre für sehbehinderte Menschen mit Sehrest. "Der Teppichboden ist mit den farblichen Kontrasten ein Leitsystem für die sehbehinderten Gäste", erklärt Willenberg, der total begeistert ist, dass die Handläufe und die Wandflächen nicht versiegelt wurden. Dahinter stehe ein philosophischer Gedanke, ein Haus das für Austausch unter Menschen steht, soll sich auch selber mit dem Menschen austauschen. Des Weiteren ist modernste Technik in die Zimmer eingezogen. In der Planung steht der Umbau barrierefreier Türen, die im Brandfall automatisch schließen.

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