Detmold-Heiligenkirchen (ame). Der Detmolder Verein "Kunstraum" gibt der Kunst Raum. Zur Vernissage der Ausstellung "Farbräume" von Susanne Zuehlke konnten sich die Besucher in den Räumen der Denkmalstraße 14 in Heiligenkirchen am vergangenen Sonntag unter anderem einen Eindruck davon verschaffen, warum der neun Mitglieder starke Verein mit seiner Einstellung "Wir finden es auch schön, etwas auf dem Dorf zu machen", so Mitglied Joachim Kleinmanns, ein Geheimtipp mit Suchtcharakter werden könnte. Die aktuelle Ausstellung wird von einer Malerin gestaltet, die sich allein schon durch über 100 Ausstellungen im In- und Ausland einen Namen gemacht. Ihre Arbeiten waren unter anderem in der Kunsthalle Dresden, in der Galerie an der Pinakothek München und in der Städtischen Galerie Karlsruhe zu sehen.
Susanne Zuehlke studierte von 1982 bis 1988 an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, zwischendurch zog sie für ein Auslandsstipendium ein Jahr in die USA an die University of Arizona. Danach lebte sie einige Jahre an der irischen Atlantikküste, wo sie die "Summer Academy of Fine Arts" leitete, bevor sie 1996 nach Deutschland zurückkehrte. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Karlsruhe.
Ihre zum Teil großformatigen Gemälde in den Räumen an der Denkmalstraße auszustellen, war sicherlich für beide Seiten, also für die Künstlerin und den Verein, eine Herausforderung, denn mehr als 24 Gemälde sind hier nicht zu sehen. Doch genau das steigert den Reiz der Ausstellung. Statt von einer Flut von Bildern überwältigt zu werden, kann der Besucher hier die Essenz der Aussage des Themas erfahren. Susanne Zuehlke malt in Eitempera und obwohl sie meistens kräftige Farben benutzt, sind ihre Bilder nicht fotografierbar. Ein Foto kann nicht einmal ein schwaches Abbild dessen zeigen, was die Bilder im Original beim Betrachter auslösen. Zuehlke: "Ich versuche Verstellung des Raumes durch Farbe in die Fläche zu klappen." Was dabei entsteht, sind tatsächlich Räume und zwar solche, in denen der Betrachter des Bildes plötzlich selber zu stehen meint.
Man fühlt sich nie ganz wohl, wenn sich Maler darüber freuen, dass jeder in ihren Bildern etwas anderes sieht, denn es beschleicht einen dann das Gefühl, sie wüssten vielleicht selbst nicht genau, was sie zeigen wollen. Susanne Zuehlke freut sich zwar auch darüber, doch bei ihr freut man sich mit ihr, denn ihre Gemälde wollen dem Betrachter eine Erfahrung ermöglichen, die jeder tatsächlich nur absolut individuell erleben kann. Als "Lohn der Mühe" lernt sich der Betrachter selbst kennen. Anstatt der ewigen Frage "Was will der Künstler uns damit sagen" hinterherzuspüren, fragt sich der Betrachter, was seine eigene Wahrnehmung ihm über sich selbst verrät. Das ist spannend und sogar eine sehr sinnliche Erfahrung, weil man jedes Bild als Dialogpartner empfinden kann, mehr noch – als "Übersetzer" der eigenen Persönlichkeit durch eine wortlose Vermittlung der eigenen Gefühle. Man steht vor einem Bild und denkt: "Ist da überhaupt etwas zu sehen?", denn ganz zarte Farben lassen zunächst nur schemenhafte Umrisse erkennen. Dann stellt man sich mit etwas Abstand vor das Bild und schaut und je länger man hinsieht, umso mehr erkennt man. Eine ganze Landschaft ist zu sehen – nur eben nicht auf den ersten Blick. Susanne Zuehlkes Bilder kann man nicht einfach nur ansehen und dann weiß man schon...
Man kann sie aber erfühlen und erfahren. Das führt zu einer so außergewöhnlichen Begegnung mit sich selbst, dass ein einziger Besuch der Ausstellung nicht ausreicht. Auch ein schnelles Hindurchlaufen, durch die Ausstellung, um sich einen Überblick zu verschaffen, funktioniert nicht. Man nehme sich also etwas Zeit und lasse sich ein auf etwas aufregend Neues und genieße es einfach.
Ein anschließender Austausch der Besucher untereinander wird ausdrücklich gerne gesehen. Kleinmanns: "Unser Verein wurde gegründet, mit dem Ziel ein kleines kulturelles Kommunikationszentrum zu schaffen".
Die Ausstellung, die bis zum 21. September läuft, kann immer sonntags zwischen 14 und 18 Uhr besucht werden.