RINTELN (ste). Es war schon schwere Theater-Kost, die die Akteure des "Theater im Ernestinum" (TimE) ihrem Publikum mit "Alice" vorstellten. Die wunderbare Welt der "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll ist nämlich gar nicht so unbeschwert und leicht, wie man aus dem Film schließen mag.
Die Theateradaption setzte auch Akzente aus dem Folgewerk "Alice hinter den Spiegeln" um und zeigt Alice als Kind auf der Suche nach Anerkennung, Liebe und Aufmerksamkeit. Perfekt dargestellt von einer scheinbar tatsächlich "suchenden" Friederike Radler entwickelt sich Alice auf der Bühne zu einer jungen Frau (Lisa Brehe), die sich in eine Traumwelt flüchtet. Dort fliegen ihr jedoch auch keine gebratenen Tauben in den Mund, sie muss sich behaupten, beweisen; ihr droht aus dem Traum ein Alptraum zu werden. Immer wieder steht ihr dabei der verschrobene Autor Dodgson hilfreich zur Seite, Fine Klose hat hier genau die richtige Rolle für sich gefunden. Von ihren Eltern, einer nach Perfektion strebenden Mutter (Lisa Ollenborger) und dem weitgehend schweigenden Vater (Kelvin Scharnhorst), hat Alice nicht viel Unterstützung zu erwarten. Beide tauchen auch in ihrer Traumwelt als Herzkönigin und Herzkönig wieder auf. Der Vater versucht in der realen Welt vergeblich aus der für ihn belastenden Situation auszubrechen, was in einem verbalen Feuerwerk von Jugendsprache ("...fickt euch! Ich bin der Motherfucker!") endet, jedoch eher hilflos und unbefriedigend gelingt. Die Mutter selbst ist auf ihre Art auf der Suche nach Liebe und Anerkennung, findet die jedoch ihrer Meinung nach bei ihren Kindern und dem Mann nicht. Annika Liebelt, Lina Kölling und Laura Helmedach spielen die Brüder von "Alice", die reichlich verschroben und missverstanden sind. Max Kölling überzeugt als verliebter Teppich und Schmusekater das Publikum.
Große Anerkennung für die Leistung aller Akteure, zu denen natürlich auch die Technik mit Manuel Ekonomi, Alexander Ehlers, Alycia Kirschen, Oliver Niebuhr, Marlon Weber, Marvin Thoke, Imke Buchholz, Timo Rischer, Pia Eisenhauer, die Musik mit Riek Adam und Caroline von Blomberg sowie die Projektleitung mit Sven Rundtfeld und Alexander Wolf gehörten, gab es von Schulleiter Reinhold Lüthen. Ein Jahr lang hatten sich die Mitglieder von "TimE" freiwillig und selbständig auf die drei Vorführungen vorbereitet und wenn überhaupt am Ende ein Kritikpunkt blieb, dann nur an der eher verhaltenen Resonanz beim potentiellen Publikum. Die da waren, waren begeistert. Diejenigen, die fernblieben, verpassten einen grandiosen Auftritt junger Talente. Leider war die zweite Gruppe die größere. Foto: ste