Kreis Lippe/Detmold (lp). "Endspurt" auf dem Ausbildungsmarkt: Viele Betriebe haben ihre neuen Azubis bereits gefunden und unter Vertrag genommen. Doch längst noch nicht alle: Allein im Kreis Lippe sind rund 190 Ausbildungsplätze nicht besetzt, dem gegenüber stehen rund 340 Jugendliche, die noch beim Jobcenter in Detmold gemeldet sind und händeringend nach einem Ausbildungsplatz suchen. Für einen guten Teil wäre also noch Platz. Um diese Plätze zu füllen und den noch nicht unter Vertrag stehenden Jugendlichen eine Chance zu geben, doch noch einen Ausbildungsplatz zu erhalten, hat sich das Jobcenter in Lippe etwas einfallen lassen: Die "Ausbildungsprämie plus." Die Prämie baut auf zwei Säulen auf: Erstens, dass Arbeitgeber auch Jugendliche aus der "zweiten Reihe" für eine Ausbildung einstellen. Das "Plus" steht zweitens dafür, dass die Betriebe dafür auch zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen. Die Hoffnung dahinter ist, dass Betriebe sich auch auf Jugendliche einlassen, die vielleicht schon eine längere Warteschleife hinter sich haben und nicht unbedingt die optimalen Voraussetzungen mitbringen. Der finanzielle Anreiz soll auch dabei helfen, den pädagogischen Mehraufwand auszugleichen, der dabei entstehen kann. Außerdem bietet es den Betrieben die Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken und jungen Menschen Perspektiven zu bieten. Diese Idee hilft nicht nur einseitig den betroffenen Jugendlichen, im Gegenteil: Beide Seiten können davon profitieren. "Auch wenn ein Jugendlicher vielleicht nicht unbedingt Bestnoten in der Schule hatte, kann er in ein paar Jahren eine kompetente und wertvolle Fachkraft sein", betont Friedel Heuwinkel. Denn viele betroffene Jugendliche bräuchten vielleicht etwas mehr Anlaufhilfe und pädagogische Unterstützung, seien dafür aber hochmotiviert.
Dass die Betriebe in diesem Punkt umdenken, ist dringend notwendig: In den nächsten Jahren wird sich der demografische Wandel weiterhin bemerkbar machen. Weniger Jugendliche werden auf den Arbeitsmarkt strömen und als Auszubildende und zukünftige Fachkräfte zur Verfügung stehen, die Schere zwischen angebotenen und nachgefragten Ausbildungsplätzen weiter auseinander gehen. Um weiterhin genügend Fachkräfte zu haben, ist es für die Betriebe also wichtig, sich auch in größeren Kreisen umzusehen und auch den motivierten Jugendlichen aus zweiter Reihe eine Chance zu geben, wenn nicht immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben sollen. Und die Zahlen sprechen für sich: "Über 80 Prozent der betroffenen Jugendlichen schaffen auch den Abschluss der Ausbildung und entwickeln sich gut.", erklärt Heuwinkel. Sich offen auf diesen Versuch einzulassen, kann sich also für alle Beteiligten lohnen.