1. Augen zu und durch

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    Der Fußball-Weltverband FIFA ist kein Verein von Traurigkeit. Korruption, Schmiergeldzahlungen, personelle Ungereimtheiten, finanzielle Intransparenz, Geldverschwendung – die Vorwürfe sind vielfältig. Die Kommerzialisierung des Sports wir Jahr für Jahr in ungeahnte Höhen getrieben, es dominiert ein von Sponsoren, nicht von Fußballkultur geprägtes Bild. Doch an der FIFA und vor allem an ihrem Präsidenten Joseph "Sepp" Blatter perlen diese Dinge ab oder sie werden einfach ignoriert. Ebenso wie Proteste, die das Bild der Veranstaltung aus Sicht des Verbands und seiner Sponsoren beschädigen könnte.

    Ein solches Bild von der Eröffnungsfeier ging dennoch um die Welt, dem Internet sei Dank. In der FIFA-kontrollierten Fernsehübertragung war nicht zu sehen, wie ein junger Indio auf dem Rasen ein Plakat mit der Aufschrift "Demarcação já" in die Höhe hielt. "Grenzziehung jetzt" forderte er, weitergehende territoriale Rechte für die Ureinwohner, die ihr Land zum Überleben brauchen. Doch für solche Themen ist in der heilen FIFA-Welt eben kein Platz. Das geht so weit, dass selbst kritische Sprechchöre aus dem Publikum ausgeblendet werden. Frei nach dem Motto "Augen (und Ohren) zu und durch". Die Liste könnte problemlos fortgeführt werden. Da passt es gut ins Bild, dass die nächsten Weltmeisterschaften in Russland und – wahrscheinlich – Katar stattfinden. Dort nimmt man es mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung auch nicht so genau.

    Stellvertretend für das teils absurde Handeln und die Allmacht der FIFA steht eine kleine Randnotiz von der diesjährigen WM. Der nationale Fußballverband Brasiliens hat 2008 ein Alkoholverbot in den Fußballstadien ausgesprochen. Ziel war die Reduktion von Gewalt. Der Weltverband drängte darauf, dieses Verbot während der WM auszusetzen und setzte sich damit, wie sollte es anders sein, durch. Der Anblick vieler stark betrunkener Fans verleiteten den Generalsekretär Jérôme Valcke im brasilianischen Fernsehen dann aber zu einer Erkenntnis: Erhöhter Alkoholkonsum könne zu mehr Gewalt führen, und die FIFA deshalb beschließen, den Bierverkauf in den Stadien zu kontrollieren.

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