67. Spielminute, Niederlande gegen Mexiko. Arjen Robben will von der rechts in den Strafraum gehen, versucht sich gegen zwei Mexikaner durchzusetzen. Nach einem kurzen Kontakt fällt der Niederländer – hier hätte der Schiedsrichter durchaus Freistoß geben können, ein Pfiff bleibt aber aus. Was dann folgt, ist unglaublich unsportliches Verhalten: Robben erhebt sich wieder. Aber nur, um sich in den Strafraum zu schleppen, dort den Körperkontakt mit einem liegenden Mexikaner zu suchen, und abzuheben wie der berühmte sterbende Schwan. Bereits zuvor hatte Robben mehrfach versucht, Elfmeter herauszuholen. Am Ende war der Angreifer damit in der Nachspielzeit noch erfolgreich – in diesem Fall wohl berechtigt, auch wenn er es mit seiner Darstellung beim Abheben einmal mehr übertrieb.
Ohne Zweifel ist Robben einer der besten Flügelspieler der Welt, im Trikot Bayern Münchens drehte er in der letzten Jahren noch einmal richtig auf. Seine Qualitäten sind unbestritten: Der Niederländer hat einen Linksschuss wie nur wenige andere und strahlt fast immer große Torgefährlichkeit aus. Zudem ist der 30-Jährige enorm schnell und – einmal in Fahrt – oft tatsächlich nur durch Fouls zu stoppen. Doch da ist eben auch seine schauspielerische Seite.
Den Spott der Netzgemeinde hat Robben durch seine Aktionen schnell auf sich gezogen. Mittlerweile kursieren viele Bilder seines theatralischen "Ausflugs" aus dem Mexiko-Spiel: Robben beim Bungee Jumping. Robben beim Base-Jumping vom Cristo Redentor. Robben beim Sprung in den Hotelpool. Robben beim Stagediving auf einem Rockkonzert. Robben als sterbender Schwan beim Ballett. Robben als Klippenspringer. Robben beim Dunking. Robben als Stuntman beim Flug aus einem explodieren Auto. Und zu guter Letzt darf nicht fehlen: Robben als Oscar-Gewinner.
Wie man eine solch negative Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu seinen Gunsten drehen kann, hat ein alter Bekannter in den Neunzigern gezeigt. Auch Jürgen Klinsmann war in seiner aktiven Zeit als Schwalbenkönig verschrien. Sein Wechsel zum englischen Klub Tottenham Hotspur löste bei Fans und Boulevardpresse darum nicht gerade Begeisterungsstürme aus. Kapitalverbrechen werden auf der Insel eher verziehen als das Schinden von Elfmetern, "diven" ("abtauchen") genannt. Und was machte Klinsmann? Auf seiner ersten Pressekonferenz tauchte er mit einer Taucherbrille auf und fragte nach der nächsten "Diver-Schule". Mit Teamkollege Teddy Sheringham entwickelte Klinsmann den "Diver"-Torjubel. Heute ist er bei den Spurs eine Legende. Doch dieser Humor würde Robben wohl auch nicht mehr helfen.