Denn seit einiger Zeit arbeitet Praxair für das Werk Obernkirchen mit einer neuen, energieeffizienteren Sauerstoffanlage und benötigt die Türme nicht mehr. Die Reste der Tower werden einer ressourcenschonenden Weiterverarbeitung zugeführt. Erbaut 1996 gehörten sie fast 20 Jahre lang zum Stadtbild. Von diesem Anblick dürfen die Obernkirchener Abschied nehmen, das Gesicht der Bergstadt verändert sich dadurch deutlich. Die Demontage hatte bereits Ende April begonnen. "Ein solches Projekt hat man nicht alle Tage", sagt der Obernkirchener Werkleiter Andreas Kehne. Auf einen Abriss hat die Ardagh Group ganz bewusst verzichtet. Stattdessen hat die Demontagefirma Margiz den Auftrag bekommen, das Metall, aus dem die Türme bestehen, in zehn Meter große Einzelteile zu zerschneiden und anschließend zu recyceln. "Wir haben die Demontage ganz gut im Griff, alles verläuft ohne Zwischenfälle und nach Plan", freut sich Andreas Kehne. Der Abbau erfolgt selbstverständlich nachhaltig: Rund 1000 Kubikmeter Isolierung, 100 Tonnen Edelmetalle (Kupfer und Edelstahl) sowie 120 Tonnen Stahl werden nicht einfach entsorgt, sondern der Wiederverwertung zugeführt.
Vor etwa zwei Jahren hat die Glashütte in Obernkirchen erheblich in einen Technologiewechsel investiert und eine Glasschmelzwanne modernisiert. Seitdem benötigt das Werk für die Glasproduktion etwa nur die Hälfte des Sauerstoffs im Vergleich zur bisherigen Produktion. Die alte Lufterzeugungsanlage, zu der auch die drei Türme gehörten, konnte deshalb stillgelegt werden. Eine moderne und wesentlich kleinere Anlage sorgt seit 2012 deutlich energieeffizienter dafür, dass genügend Sauerstoff für die Glasschmelze vorhanden ist. Das macht die einst notwendigen hohen Konstruktionen überflüssig.
Die Glashütte Obernkirchen gehört zur international tätigen Ardagh Group – einem der weltweit führenden Anbieter für Verpackungen.
Einen Schwerpunkt hat die Ardagh Group in der Produktion von Behälterglas. In Deutschland betreibt die Ardagh Group unter der Ardagh Glass GmbH insgesamt acht Glaswerke – eines davon in Obernkirchen. Dort werden täglich fast zwei Millionen Glasbehälter produziert – vor allem Getränkeflaschen. Im Werk Obernkirchen sind aktuell rund 270 Mitarbeiter beschäftigt.
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