1. "Ehrenamtliche können nicht noch Geld mitbringen"

    "Schaumburger Runde" startet mit 96-Präsident Martin Kind

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    LANDKREIS/APELERN (bb). Als Gastredner bei der "Schaumburger Runde" hat Martin Kind, der Clubchef von Hannover 96, zur Förderung des Ehrenamtes eine größere öffentliche Anerkennung sowie eine steuerliche Besserstellung angemahnt. Die erste Auflage dieser von Markus Panzer und André Hoffmann ins Leben gerufenen Reihe fand im Gartensaal auf dem "Schloss von Hammerstein" in Apelern statt.

    Unternehmer Martin Kind startete seinen Vortrag zum Thema Ehrenamt mit der Begründung dafür, warum er sein Amt als 96-Präsident seit 17 Jahren ehrenamtlich und unentgeltlich ausübt. Er wolle frei sein in dieser Tätigkeit, im Konfliktfall seinem Kontrahenten auch sagen können: "Du bist ein Idiot." In diesem launigen Ton ging es weiter. 96 sei ein "sehr teures Hobby" für ihn, für das er viel Geld und Zeit aufwende. Kind hob die Rolle des Ehrenamtes als kaum verzichtbar für die Gesellschaft hervor. In einer Zeit, in der sich die Gesellschaft stärker fragmentiert habe, in der vielfach die Durchsetzung von Partikular-Interessen im Vordergrund stehe, gelte dies umso mehr. Es seien neue Ideen zum Zusammenleben in Richtung einer Bürgergesellschaft zu entwickeln. Hier könne das Ehrenamt einen zentralen Baustein bilden.

    Angesichts der wichtigen sozialen und auch wirtschaftlichen Bedeutung gelte es, diesem mit "anderen Kommunikationsstrukturen" mehr Anerkennung entgegenzubringen. Am Gesetzgeber sei es, über Wege nachzudenken, die Ehrenamtlichen mit steuerlichen Regelungen zu unterstützen. "Wir können nicht erwarten, dass die zu ihrem Engagement noch Geld mitbringen", so Kind.

    Nach dem Vortrag ging Kind auf Fragen aus dem Publikum ein. Er sehe Unternehmer durchaus in der Verantwortung, sich stärker etwa auch finanziell in der Vereinsarbeit zu engagieren, erklärte der 96-Chef. Allerdings würden sich diese einen transparenten Umgang bei der Verwendung der zur Verfügung gestellten Mittel wünschen. Dies sei bei vielen Amateur-Vereinen in ihren bestehenden Strukturen und Satzungen jedoch nicht gegeben. Grundsätzlich bestehe im Sport ein großer Anpassungsbedarf für viele Vereine, erklärte Kind, der bei 96 Verantwortung sowohl für die ausgelagerte Profiabteilung als auch den "e. V." trägt. Die Vereine müssten kreativer werden, zum Bespiel Leistungsangebote entwickeln, die auch den Erwartungen der Menschen entsprächen. Die Politik müsse die Umorientierung begleiten, etwa Fusionen fördern, um leistungsfähigere Clubs zu erhalten.

    Markus Panzer, Vorsitzender der Jungen Union Schaumburg, und André Hoffmann, Vorstandsmitglied der CDU-Schaumburg, wollen mit der "Schaumburger Runde" eine Veranstaltungsreihe ins Leben rufen. Ziel sei es, eine Plattform des politischen und wirtschaftlichen Dialoges im Landkreis zu schaffen, erklärten die Initiatoren. Diese solle der parteiübergreifenden Information und Diskussion dienen. Stets würden aktuelle Themen von der kommunalen bis hin zur europäischen Ebene besprochen. Panzer und Hoffmann dankten Kind für seinen Auftritt und der gastgebenden Familie von Hammerstein. Martin Kind erntete für seinen Auftritt viel Applaus. Und zwar bereits bevor er eine Einladung an das Publikum ausgesprochen hatte. Auf Nachfrage hatten alle Zuhörer per Handzeichen bestätigt, sich ehrenamtlich zu engagieren. Darauf lud Kind sie zu einem Heimspiel von 96 ein.Foto: bb

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