RINTELN (ste). Rinteln hat gewählt, Thomas Priemer wird ab dem 1. November neuer Bürgermeister der Weserstadt. Mit 5.094 Stimmen (52,95 Prozent) setzte sich Priemer gegen seinen direkten Konkurrenten der CDU, Friedrich-Wilhelm Rauch, durch. Der konnte 4.526 Stimmen auf sich verbuchen, das sind 47,04 Prozent. Rauch zeigte sich als guter Verlierer: "Ich gratuliere Thomas Priemer zu seinem Wahlsieg und gehe davon aus, dass er - genau wie ich - nur das Beste für Rinteln will!" Rauch will auch weiter als Ortsbürgermeister und im Stadtrat politisch aktiv bleiben und bot Priemer eine konstruktive Zusammenarbeit an. Noch in letzter Minute hatte die CDU am Wahltag mit einer Brötchenaktion versucht, die Wählerinnen und Wähler auf die Seite von Rauch zu ziehen. Vor den Türen lagen am Morgen frisch in der Fleischerei Rauch gebackene Brötchen in einer Wahlwerbetüte. Doch am Ende reichte es nicht. Die enttäuschende Wahlbeteiligung von 45,37 Prozent machte Rauch mit verantwortlich für seine Niederlage: "Mein Wahlteam und ich haben es nicht geschafft, unsere Anhänger in ausreichender Zahl zum Wahlgang zu motivieren!" Rauch sah es als eine demokratische Pflicht eines jeden Bürgers an, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen: "In anderen Ländern erkämpfen sich Menschen dieses Recht; hier nutzen es nur weniger als die Hälfte!" Auf seiner Wahlparty unter dem heimischen Carport, versicherte Rauch, werde es keine Krokodilstränen geben: "Ich bin Realist, kein Traumtänzer!" Und trotz vieler Gemeinsamkeiten mit Thomas Priemer stellte Rauch klar, dass es eine Verpflichtung der Ratsmitglieder zum Schuldenabbau, wie von Priemer gefordert, nicht geben kann. Auch bei der Neuansiedlung von Gewerbebetrieben sah er eher die Stärken auf seiner Seite: "Schaun wir mal, wie sich Priemer dabei schlägt!" Ob er nach sieben Jahren erneut in den Ring steigen werde, um Bürgermeister von Rinteln zu werden, wird Rauch gefragt: "Das glaube ich eher nicht; dann bin ich ja ein alter Mann", antwortet er spontan; er ist dann 61 Jahre jung. Und was verbindet Friedrich-Wilhelm Rauch eigentlich mit Heinz-Josef Weich, der sich vehement gegen Thomas Priemer wandte und als Ex-Linker lautstark für die CDU trommelte: "Gar nichts!", so Rauch: "Ich habe ihm im Wahlkampf lediglich nicht den Händedruck verweigert!" Wenn allerdings behauptet werde, die CDU habe den Wahlkampf von Weich mitfinanziert, um eine Stichwahl zu erzwingen, dann sei das schlichtweg Blödsinn: "Wir haben unser Portemonnaie nicht für Herrn Weich aufgemacht!" Weich selbst hielt sich bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses gepflegt im Hintergrund und starrte entgeistert auf das Ergebnis. Hätten sich seine rund 550 Wählerinnen und Wähler komplett auf die Seite von Friedrich-Wilhelm Rauch geschlagen, wäre dieser neuer Bürgermeister geworden.
Hinter Thomas Priemer, der mit Frau Anje und Tochter Madlien um 19.50 Uhr in den Rathaussaal kam, mit frenetischem Beifall empfangen wurde und von einem "...ergreifenden Moment" sprach, liegen drei aufregende Wochen. Bis zuletzt war es offen, wer von beiden Kandidaten das Rennen macht. Eine Situation, mit der Priemer beim Start seiner Kandidatur nicht gerechnet hatte: "Ich bin erleichtert, es ist jedoch kein euphorischer Sieg, sondern hart erkämpft!" Priemer dankte seiner Familie, seinem starken Wahlkampfteam und seinen Wählerinnen und Wählern und kündigte an: "Ich freue mich auf meine Arbeit ab dem 1. November im Rintelner Rathaus!"
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