SW: Worum geht es in Ihrer Predigt an Christi Himmelfahrt?
UH: Dem sehnsuchtsvollen Blick zum Himmel - der etwas von Jesus, von Gott, von Liebe, von Trost, von Versöhnung, von befriedeten und geheilten Zuständen nur in unerreichbarer Ferne vermutet – die Möglichkeit der unmittelbaren Erfahrung all dessen im Hier und Jetzt aufzuzeigen.
SW: Wie stehen Sie persönlich zu den teilweise doch sehr ausufernden Vatertags-
Feiern?
UH: Die herumziehenden Väter sollten sich überlegen, ob der Tag zusammen mit Kindern und der Partnerin verbracht nicht sinnvoller genutzt werden kann und sie so den eigenen Kindern eher gerecht werden. Verantwortung von Vätern und Müttern bedeutet, sich zu überlegen, wie sie herumziehenden Jugendlichen eine Alternative zu ausufernden Trinkgelagen bieten können und ihre Kinder so vor berauschenden Erfahrungen mit mehr als unangenehmen und peinlichen Auswüchsen bewahren.
SW: Ist es nicht eine Krux, dass an einem christlichen Feiertag so viele Männer losziehen, um sich zu betrinken – und oft daneben benehmen?
UH: Natürlich wäre es gut, wenn man an diesem Tag auf öffentliche Trinkgelage mit absehbaren und unabsehbaren Folgen verzichten würde. Es sind ja ohnehin nicht allzu viele Väter dabei. Da kann man nur hoffen, dass Väter, die mitziehen, sich ihrer Verantwortung und Vorbildfunktion als Väter bewusst sind.
Vielleicht wäre es ja eine Überlegung wert, den sog. Vatertag terminlich vom kirchlichen Himmelfahrtstag zu lösen. So ist das zum Beispiel in Österreich aber auch in anderen Ländern. Dann müsste der Vatertag allerdings auch gesellschaftlich eine andere Würdigung erfahren. Statt Blumenläden könnten an so einem "neuen Vatertag" dann vielleicht auch Baumärkte profitieren.
SW: Aus Sicht der Kirche: Sollte man solche "Vatertagstrupps" verbieten?
UH: Verbot von Umzügen am Vatertag geht sicher nicht. Alternativangebote – die es bereits hier und da gibt - von Vereinen, Feuerwehren, Gruppierungen, Einrichtungen der Jugendpflege, Familien und Kirchengemeinden können eine wirkungsvolle Antwort darauf bieten.
SW: Frauen sind ja am Muttertag ganz anders drauf... Was meinen Sie, wie kommt das?
UH: Die Traditionen um den Muttertag herum sind andere: Die Begabungen, die Arbeit, die Mühen, die Sorgen und die Haltung von Müttern werden gewürdigt. Es geht um die vielfältigen Herausforderungen von Müttern, die gerade in Mehrfachbelastungen (Arbeit, Mutter, Ehefrau, Hausfrau, Familienmanagerin etc.) hohen Anforderungen ausgesetzt sind. Dies wird immer noch mehrheitlich gewürdigt und wäre vom Format her eine nachahmenswerte Alternative.
SW: Was geben Sie den Schaumburgern mit auf den Weg für den morgigen Feiertag? – Egal ob Kirchgänger oder Bollerwagenzieher...
UH: Den meisten von uns wird ein arbeitsfreier Tag gegönnt. Man sollte ihn sinnvoll nutzen, indem man die freien Stunden nicht vertut oder bis zur Besinnungslosigkeit "feiert" – stattdessen sollte man den freien Tag in Gemeinschaft in Familie, Freundeskreis und in seiner Kirchengemeinde verbringen.
Väter, die ursprünglich mit Bollerwagen herumziehen wollten, könnten ihre Familie ja dadurch überraschen, dass sie unangekündigt einen Familienausflug an diesem Tag organisieren – vielleicht sogar mit dem Besuch eines Himmelfahrtsgottesdienstes.
SW: Für alle, die es noch nicht wussten: Warum feiern wir eigentlich Christi Himmelfahrt?
UH: In neutestamentlichen Texten (Markusevangelium, Lukasevangelium und Apostelgeschichte) wird etwas von der Himmelfahrt Jesu mitgeteilt. Dort steht, dass der nach seiner Kreuzigung vom Tod auferstandene Jesus Christus vor den Augen seiner Jünger "aufgehoben" wurde: "Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken".
Der Himmel ist nicht als geografischer Ort zu verstehen, sondern der Herrschaftsbereich Gottes. Wenn es im Glaubensbekenntnis heißt "... aufgefahren in den Himmel", bedeutet dies nach christlichem Verständnis, dass der auferstandene Christus "bei Gott ist".
Der Himmel steht als symbolischer Ort dafür, dass Gott allen Menschen nahe ist.
Man kann sagen: die Botschaft von Himmelfahrt ist die Entsprechung zur Weihnachtsbotschaft. Weihnachten feiern Christen die Menschwerdung Jesu – er lässt sich ganz auf unser Menschsein mit allen Konsequenzen ein. Dass Jesus zugleich wahrer Gott ist, wird durch seine Rückkehr von der Erde zu Gott hin zum Ausdruck gebracht. Sein Eins-Sein mit Gott. Foto: wa