STADTHAGEN (tr). Im Zweiten Weltkrieg hat die deutsche Wehrmacht rund 13 Millionen Menschen der Zwangsarbeit unterworfen. Sie stammten aus Polen, Russland und anderen europäischen Ländern. Die unfreiwilligen Arbeitskräfte sollten die Männer ersetzen, die während des Krieges einberufen wurden und darum Betriebe, Geschäfte und Bauernhöfe verließen.
Wie fast überall hat es auch im Landkreis Schaumburg viele dieser Zwangsarbeiter gegeben. Auf dem St.-Martini-Friedhof in Stadthagen liegen in einem Gräberfeld 46 von ihnen begraben, darunter gerade einmal 19- und 20-Jährige.
Die Stadthäger Zwangsarbeiter waren in nahezu allen Betrieben der Stadt tätig. Auf dem Höhepunkt sind es allein hier mehr als 600 Menschen gewesen. Stellvertretend für die Zwangsarbeiter, die dem Naziregime zum Opfer gefallen sind, hat die Wählerinitiative WIR diesen 46 Menschen am 8. Mai, dem Tag der Kapitulation Deutschlands, gedacht. "Es gibt eine einfach Konsequenz: Es darf zukünftig keinen Krieg mehr geben. Nie wieder", sagte der Vorsitzende Richard Wilmers an die rund 20 Besucher gerichtet.
Einen Einblick ins Leben der Zwangsarbeiter gaben die Berichte der Zeitzeugin Halina Milinska, woraus Gundi Donjes zitierte. Die zwölfjährige Polin kam gemeinsam mit ihrer Mutter aus Lodz nach Stadthagen und schließlich Obernkirchen, um in der Glasfabrik zu arbeiten. Von den alltäglichen Problemen schrieb auch Erna Loof, die im Arbeitsamt Stadthagen in der Arbeitsvermittlung tätig war: "Die sprachlichen Schwierigkeiten waren kaum zu bewältigen."
Den musikalischen Rahmen lieferte Sven Schnee an der Klarinette. Er spielte unter anderem das berühmte Moorsoldatenlied, das 1933 im Konzentrationslager Börgermoor entstanden ist. Darin heißt es: "Heimwärts, heimwärts jeder sehnet / zu den Eltern, Weib und Kind. / Manche Brust ein Seufzer dehnet, / weil wir hier gefangen sind." Passend dazu beschloss Wilmers seine Ansprache: "Wir haben verstanden und aus der Geschichte gelernt."
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