1. Von Lump und Liebchen

    Liederabend zum 182. Geburtstag von Wilhelm Busch

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    WIEDENSAHL (em). Die "Lieder eines Lumpen", die eingebettet in einen Liebeslieder-Reigen von Ludwig van Beethoven und Hugo Wolf von Edgar Schäfer meisterhaft intoniert wurden, hat sich das Wilhelm-Busch-Geburtshaus zum 182. Geburtstag des Malers und Zeichners, Dichters und Denkers Wilhelm Busch selbst geschenkt. Mit dem Abend klassischer Lieder bewährte sich die große Diele im Busch-Haus ein weiteres Mal. Hatten die Proben Schäfers vor leeren Rängen noch Befürchtungen zur Akustik geschürt, waren diese schnell verflogen, als der langjährigen Tenor der Staatsoper Hannover mit Beethovens "La Marmotte" den "Tusch auf Busch" vor gut gefülltem Haus einleitete. Der Text von Johann Wolfgang von Goethe über die Flüchtlingskinder aus dem Savoyen, die angesichts von Hungersnöten von den Bergbauern aus den kargen Alpentälern als bettelnde Straßenmusikanten nach Deutschland geschickt wurden und dort mit dressierten Murmeltieren, "Marmotten", ums Überleben bettelten, lenkte den Blick zwangsläufig auf die Krisenherde der Welt und die in ihnen verlorenen Kinder von Syrien über Südsudan bis in die Ukraine. Danach rückte mit Beethovens Kompositionen "Mailied", "Der Kuss" und "Neue Liebe, neues Leben" die Liebe in den Fokus. Am Klavier wurde Schäfer virtuos begleitet von Andre Hammerschmidt. Beide stellten dann aber den Titel des Geburtstagsprogramms in den Mittelpunkt. Die neun "Lieder eines Lumpen" in der anspruchsvollen Vertonung von Kurt Hessenberg, schlagen den Bogen vom "kleinen Buben", der heimlich "Zigarren raucht" und "trank schon Bier auf Pump", zum versetzten und verletzten Liebenden, der bilanziert "Die Lieb`, die mich solid gemacht/Die macht mich nun zum Lumpen". In der Pause war ein anerkennendes "So habe ich das noch nie gehört" zur Interpretation Schäfers zu hören. Busch, der in der Liebe Zeit seines Lebens Gescheiterte, hatte den Text als Studiosus in München um 1860 geschrieben. Autobiografisches dürfte Pate gestanden haben beim missglückten Ballbesuch. Der zweite Teil war Liedern des Spätromantikers Hugo Wolf vorbehalten, der Texte von Eduard Mörike

    in Noten gesetzt hat. Von "Storchenbotschaft" bis "Abschied" blitzte immer wieder die kurze Lebensgeschichte des nur 43 Jahre alt gewordenen Komponisten durch, der wohl lebenslang mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Schäfer hält ihn dennoch für einen der größten Liederkomponisten dieser Welt. Reicher Beifall dankte es dem Duo, das dann bei den Zugaben noch einmal zur Hochform auflief. Und selbst der zuvor skeptische Hammerschmidt musste anerkennen, dass man auch auf Buschs Geburtstagsfeier mit Robert Schumanns "Die beiden Grenadiere" nach einer Textvorlage von Heinrich Heine nichts falsch machen kann. Beethovens "Ich liebe dich" war dann kaum noch etwas hinzuzufügen, außer ein Prosit auf den "Hausherrn".

    Foto: privat

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