RODENBERG (pd). Die Tatsache, dass die Grundschule Rodenberg und die Schule Am Deister, die einzige Förderschule im Landkreis mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung, räumlich in einem Gebäudekomplex untergebracht sind, hat die ehemalige Sozialministerin Niedersachsens zu einer Schlussfolgerung veranlasst: Im Zuge der Inklusion sei es nahezu ideal, beide Schulformen quasi unter einem Dach zu haben, so die CDU-Politikerin Aygül Özcan bei ihrem Besuch in der Deisterstadt.
Begleitet wurde die Landtagsabgeordnete dabei unter anderem von Erhard Steege (CDU Rodenberg) und dem Samtgemeindebürgermeister-Kandidaten Georg Hudalla.
Die beiden Schulleiter Hans-Joachim Lübker von der Förderschule und Uwe-Jens Eberhardt von der Julius-Rodenberg-Schule mussten allzu optimistische Erwartungen in Bezug auf die Zusammenarbeit allerdings rasch kleine Dämpfer aufsetzen. Zwar stehe obenan der Wille zur Kooperation, aber im Moment gebe es noch viele Barrieren, um dies für alle Seiten optimal ablaufen zu lassen.
Die ehemalige Ministerin erfuhr von dem Projekt einer dritten Klasse der Julius-Rodenberg, das seit drei Jahren zumindest an einem Tag eng mit dem Schulleben der Förderschule verwoben ist. "Das ist ein zartes Pflänzchen", brachte es Eberhardt auf den Punkt. Seit 2009 gibt es die Förderschule in Rodenberg. Mittlerweile verbringen die Schülerinnen und Schüler beider Schulen gemeinsame Pausen auf dem Schulhof. Dabei stehen allen Jungen und Mädchen verschiedene Spielgeräte zur Verfügung. In den Köpfen sei man aber noch weit von "einer Schule unter einem Dach" entfernt, skizzierte es Eberhardt weiter. Ziel sei ohne Frage die inklusive Schule, die von der Landesregierung verbindlich zum Schuljahresbeginn 2013/2014 eingeführt wurde.
Lübker erläuterte die Probleme, die der freie Elternwille mit sich bringe. Eltern von Kindern mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung haben ein Wahlrecht, ob ihr Nachwuchs die allgemeine Schule oder eine Förderschule besuchen soll. Dieses Recht würde aber die Planung für die Zusammensetzung neuer Klassen in der Förderschule enorm erschweren. "Wir erfahren im ungünstigsten Fall erst kurz vor den Sommerferien, welche Kinder tatsächlich zu uns kommen", so Lübker. Auch der Leiter der Grundschule hat mit dieser Planungsunsicherheit zu kämpfen, auch weil er oft kurzfristig die besonderen Lehr- und Betreuungskräfte für diese Kinder zur Verfügung stellen müsse.
Beide Schulleiter nutzten den Besuch von Aygül Özkan auch um ihre Wünsche in Bezug auf Ausstattung oder Raumangebot vorzutragen. Während sich Eberhardt vor allem mehr Rückzugsmöglichkeiten und eine bessere Ausstattung in Bezug auf moderne Medien wünscht, setzt der Leiter der Schule am Deister vor allem auf die zu sanierende Sporthalle in direkter Nachbarschaft der Schule. Im Moment lehnt der Landkreis als Schulträger die Nutzung der Halle Am Jagdgarten ab. "Wir hoffen doch sehr, dass sich da etwas ändert, wenn die Arbeiten erledigt sind", unterstrich Lübker.
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