OBERNKIRCHEN (tr). Huskies gelten als sehr ausdauernde, leistungsstarke Tiere. Bei Schlittenhunderennen werden sie vor das Gefährt gespannt und teils hunderte Kilometer durch eisige Landschaften getrieben. Sie sind treu, zuverlässig und widerstandsfähig, auch in extremen Situationen. Gerade in der Gemeinschaft können sie ihre Stärken voll ausspielen. Der Name des "Projekt Husky" ist also nicht zufällig gewählt. Die Einrichtung sehe sich einer Pädagogik verpflichtet, die Kindern und Jugendlichen Hilfe anbietet, die sich "festgefahren" haben oder "ziellos umherfahren", wie es auf der Internetseite heißt. Zum Vorankommen in ihrer Entwicklung bräuchten manche Heranwachsende Kraft "zum Ziehen des Schlittens", Ausdauer und eine Lenkung, um das Ziel nicht zu verfehlen. Einen Tag ganz nach ihren eigenen Vorstellungen haben die Kinder und Jugendlichen des individualpädagogischen Projekts nun im Jugendzentrum Obernkirchen verbracht. Ballspiele, Stelzenlaufen, Tauziehen, Baseball und Bowling auf der Spielekonsole – die Kinder und Jugendlichen hatten viel Spaß. Wenig verwunderlich, haben sie doch selbst mitbestimmt, was am Kids-Tag geschehen soll.
"Die Kinder haben alle ihre eigenen Ideen eingebracht", sagt Diplom-Sozialpädagogin Eva Felka, die das Husky-Projekt gemeinsam mit Volker Harre leitet, "wir haben eigentlich fast nur geschaut, was sich davon umsetzen lässt." Ihr Kollege pflichtet ihr bei: "Der Gesetzgeber sagt, Kinder sollen an der Jugendarbeit beteiligt werden", erklärt Harre, "und diese Vorgabe nehmen wir ernst." In der Tat sieht unter anderem das Niedersächsische Jugendförderungsgesetz im ersten Paragraphen vor: "Diese [jungen Menschen] sollen Inhalt und Formen der Jugendarbeit umfassend mitgestalten." Dass dieser Ansatz durchaus sinnvoll sein kann, zeigt der Kids-Tag. Die jungen Teilnehmer toben wild von Spiel zu Spiel, ihnen ist nicht anzumerken, dass sie sich "in Gruppen nur schwierig zurechtfinden", wie Harre sagt.
Die Jugendlichen retten zum Beispiel gemeinsam "das letzte Glas Wasser in der Wüste".
Ein volles Behältnis steht auf einem Tuch, das von den Mitspielern straffgezogen und hochgehalten wird.
Vorsichtig müssen sie es gleichmäßig absetzen, damit kein kostbarer Tropfen verloren geht. Es gelingt. Auch bei den anderen erlebnispädagogischen Spielen steht die Gemeinschaftsarbeit im Vordergrund. "Ein bisschen weiter nach links! Weiter...und runter", dirigiert der 13-jährige Maurice sein Team bei dem Versuch, ihren König zu retten. Dazu müssen die Bauern nur mithilfe der dünnen Seile in eine Konstruktion aus Metallring und Bügel eingehakt und schließlich gestapelt werden. Ohne Teamwork ist das Oberhaupt verloren. Das Projekt Husky, ein privaten Träger der Freien Jugendhilfe, "betreut Kinder und Jugendliche mit sozialen Schwierigkeiten oder Auffälligkeiten", sagt Harre. Der Diplompädagoge hat das Projekt zusammen mit Felka im Jahr 1990 in Köln begründet, mittlerweile gibt es verschiedene Standorte in Schweden, Polen und Deutschland. Damals wie heute stand und steht die individuelle Eins-zu-Eins-Betreuung durch qualifizierte Mitarbeiter im Fokus. Auch das Ziel hat sich in den fast 25 Jahren nicht geändert: Die Kinder sollen "aus ihrem bekannten, manchmal schädlichen und festgefahrenen Umfeld herauskommen. Wir wollen ihnen in einem familiären Setting ermöglichen, etwas Neues zu erleben, was sie von Zuhause meist nicht kennen. Das kann ihre Entwicklung stark unterstützen" Zurzeit machen rund 45 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 20 Jahren diese Erfahrung.
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