LÜDERSFELD (jl). 4.000 gemeldete Segelboote und 80.000 Touristen an guten Tagen – Das Steinhuder Meer mit seinen wertvollen und vielartigen Lebensräumen habe einen "enormen Nutzungsdrucks" und damit zwei Seiten. Dies betonte der Leiter der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) Thomas Brandt in seinem Vortrag anlässlich der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) im Lüdersfelder Kulturzentrum. "Und die wichtigste Aufgabe ist, den Spagat hinzubekommen, den Naturpark zu erhalten und den Tourismus zu fördern." Brandt berichtete neben Lebensräumen und erfolgreich durchgeführten Artenschutzmaßnahmen auch über typische Arten an "Niedersachsens größtem Binnensee": vom Kranich, der dort seit dem Jahr 2000 wieder brütet, über die mehr als 10.000 Moorfrösche, von denen sich die Männchen zur Laichzeit quietschblau färben, und den Laubfrosch, dessen Bestand in zehn Jahren von "null" auf 7.000 Exemplare angestiegen sei, bis zur 65 Tiere zählenden Herde der Wasserbüffel.Der Vortrags-teil umfasste insgesamt neun Berichte aus aller Welt. Extra aus Tallin (Estland) angereist war Dr. Tiit Maran, der führende Experte für den Europäischen Nerz. Sein Vortrag zu Status und Schutzmaßnahmen für diese Art in ganz Europa fand großes Interesse, da die ÖSSM gemeinsam mit der Wildtierstation auch hier am Steinhuder Meer ein Ansiedlungsprojekt für diese Art durchführt. Weitere Vorträge zu vielfältigen Themen führten nach Äthiopien, Java oder Mexiko, von der Moorente über den Edwardsfasan bis zur Antilope. Zur Artenschutztagung eingeladen hatte die Wildtier- und Artenschutzstation (WASS), in der sich auch die Geschäftsstelle der ZGAP befindet. Ziel der 1982 gegründeten Gesellschaft ist in erster Linie der Erhalt wenig bekannter, bedrohter Arten und der Schutz ihrer Lebensräume durch Projekte mit internationaler Beteiligung. Ein Beispiel ist der Korallenschnabel-Hornvogel, der in sehr kleiner Population den Tropischen Regenwald auf den westlichen Visayas-Inseln (Philippinen) Panay und Negros bewohnt. Durch die Zerstörung seines Lebensraums und direkte Nachstellung ist der bunte Vertreter der Familie der Nashornvögel vom Aussterben bedroht.
Dr. Florian Brandes, Leiter der Wildtierstation und Vorstandsmitglied der ZGAP, begrüßte an dem Wochenende insgesamt 124 interessierte Teilnehmer. Am Sonntag konnte sich jeder bei Führungen durch die Wildtierstation und in den Naturschutzgebieten am Steinhuder Meer selbst ein Bild von der Arbeit der WASS und ÖSSM verschaffen.
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