1. Der Antrieb kommt aus der Hüfte

    Die Heimat mit dem Segway aus einer anderen Perspektive betrachten / Gästeführungen mit 20 Stundenkilometern

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    LANDKREIS (ag). Am Anfang ist es ein bisschen wackelig, doch schnell hat sich das Gefühl ausbalanciert, die Intuition springt ein und das Segway fühlt sich wie eine Verlängerung des Körpers an. Nur das Absteigen ist noch etwas schwierig. Aber wer will schon wieder absteigen?

    Zum ersten Mal am Deistertag am morgigen Sonntag und dann an regelmäßigen Terminen werden Segway Touren in Bad Nenndorf, Rodenberg und Umgebung angeboten. Probehalber waren Mitarbeiter der Kur- und Tourismusgesellschaft Bad Nenndorf mit einigen Gästen, wie der Volontärin des Schaumburger Wochenblattes, vorher schon einmal mit Gästeführer Karl Nelz und Tourguide Alexander Dedden unterwegs.

    Nach einer allgemeinen Einweisung stellt Alex jeden einzeln auf ein Segway, hilft bei den ersten Metern und der Eingewöhnung. Zum Schluss wackelt er noch einmal an der Lenkstange, um zu prüfen ob wir die Balance gefunden haben und sicher stehen. Dann drehen wir ein paar Eingewöhungsrunden bevor es los geht, Gästeführer Karl Nelz vorneweg. Die ersten eigenständigen Meter auf dem Segway fühlen sich seltsam an, behutsam wage ich die erste Kurve, fahre etwas schneller, bremse einmal zaghaft und schon habe ich mich eingewöhnt. "Huiiii", denke ich bei der ersten langen Geraden mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und genau dieses "Huiiii"-Gefühl ist mir die ganze Zeit geblieben und wurde am Ende der Tour durch ein bedauerndes "Ohhhh"-Gefühl ersetzt, dass ich mich jetzt wieder selbstständig fortbewegen muss. Segwayfahren ist wirklich leicht zu lernen und macht wahnsinnig viel Spaß. Den Reaktionen meiner Mitfahrer nach zu urteilen ist Segwayfahren auch für alle Generationen geeignet. Das Mindestalter beträgt 15 Jahre und mindestens der Mofaführerschein muss nachgewiesen werden. Den ersten Stopp legen wir an der Süntelbuchenallee ein und Karl Nelz macht uns auf die Besonderheiten dieser Bäume aufmerksam, die früher nur rund um den Süntel gewachsen sind. Bergab geht es dann über Stock und Stein runter zur Bundesstraße 65, dann hoch Richtung Autobahn und wieder bergab an Feldern vorbei, parallel zur B65 und dann Richtung Rodenberg. Für unsere Probetour haben wir strahlenden Sonnenschein erwischt bei angenehmen 20 Grad. Der Wald duftet, die Wiesen duften und der Frühling liegt in der Luft. Auf unseren elektrisch angetrieben "Rollern" düsen wir durch den Wald- und auf Feldwegen. Nur auf kurzen Strecken sind wir mit den für den Straßenverkehr zugelassenen Segways auf Asphalt unterwegs. Dabei ernten wir einige neugierige Blicken.

    Der nächste Halt ist der Brunnen am Ortseingang Rodenberg, der die Stadt früher beinahe mal zu "Bad Rodenberg" gemacht hat. An dieser Stelle wird auch erklärt, woher die Konkurrenz zwischen Rodenberg und Bad Nenndorf stammt. Weiter geht es durch den Park zur Burganlage und Karl Nelz erzählt, wie sich die Grafen von Schaumburg-Holstein früher gegen die Welfen gewehrt haben. Durch die Domäne geht es nach Apelern. Die Strecke eignet sich gut, um zwischendurch Gas zu geben. Gas gegeben wird beim Segwayfahren übrigens mit der Hüfte. Wenn sich der Körperschwerpunkt nach vorne verlagert, nimmt das Segway samt Fahrer Geschwindigkeiten bis 20 Stundenkilometern auf, beim Zurücklehnen wird gebremst. Vor der Kirche von Apelern erzählt der Gästeführer mehr aus der Vergangenheit der Region. An der Aue entlang fahren wir zurück nach Rodenberg, durch "Klein Venedig" und den "Stadtteil Grove" mit der Jakobi-Kirche zurück nach Bad Nenndorf. Zwischen Rapsfeldern verweist unser Gästeführer auf den Alten Rodenberg, der vor Tausenden von Jahren Jägern als Lagerstätte diente. Der letzte Stopp ist das alte Bahnhofsgebäude in Bad Nenndorf, bevor wir unsere sehr liebgewonnen Segways wieder abgeben müssen. Als Rodenbergerin, die von Geburt an hier aufgewachsen ist, habe ich noch erstaunlich viel Neues über meine Heimat erfahren. Eigentlich dachte ich, das Segwayfahren wäre die Hauptattraktion des Tages, aber Karl Nelz konnte mit seinen spannenden Informationen durchaus mithalten. Die Zwischenstopps taten außerdem gut, um die Muskeln kurz aufzulockern.

    An der ein oder anderen Stelle hakte es dann zwar noch - es kam zu kleineren Zusammenstößen zwischen zwei Segways, zwischen Segway und Zaun, zwischen Segway und Wegesrand-Begrünung und auch zu einem kleinen Sturz - nach drei Stunden ist die ganze Gruppe aber wohlbehalten wieder in Bad Nenndorf angekommen. Segwayfahren ist nicht gefährlicher als Fahrradfahren. Bei allen Zusammenstößen war das Absteigen ein Problem, oder um genau zu sein ein Missverständnis zwischen dem absteigenden Fahrer und der Lenkstange.

    Weitere Informationen zu den neuen Segway Touren in der Umgebung gibt es am Deistertag in Bad Nenndorf, in der Tourist-Information im Haus Kassel unter 05723/748560 oder auf www.time-to-team.de. Die Termine für Touren werden noch bekannt gegeben. Gruppen können sich jederzeit zu gesonderten Terminen anmelden. Foto: ag

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