BAD NENNDORF (pd). Jetzt ist es amtlich: Der Zentrale Platz von Bad Nenndorf im Schnittpunkt zwischen Fußgängerzone und Kurpark wird vom einem "Großen Abwasch" flankiert werden. Der umstrittene Brunnenentwurf des Künstlers Timm Ulrichs setzte sich in einer geheimen Abstimmung mit 13 Ja- gegen acht Nein-Stimmen durch. Ein Ratsvertreter hatte sich der Stimme enthalten. Damit geht eine kontroverse Auseinandersetzung mit dem Sieger des Jury-Wettbewerbs zu Ende.
Ratsherr Friedhelm Brandes beantragte für die CDU-Fraktion die geheime Abstimmung. Davor hatte dieser sich zuvor vehement gegen den "Großen Abwasch" ausgesprochen. Er wolle keinen "Second-Hand-Artikel" für
170 000 Euro, so Brandes, der damit darauf anspielte, dass der Entwurf von Ulrichs bereits bei Wettbewerben in Chemnitz und Langenhagen eingereicht und abgelehnt wurde. Brandes kritisierte auch den fehlenden Bezug zu Bad Nenndorf als Kurstadt und sprach sich für eine öffentliche Ausschreibung unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger aus.
Frank Steen von der Wählergemeinschaft Nenndorf (WGN), der zur Jury gehörte, appellierte an die Toleranz der Ratsvertreter für etwas Neues, Originelles und Einmaliges. Seine erste Reaktion auf den "Großen Abwasch" sei Ablehnung gewesen, doch mit der Zeit und der weiteren Auseinandersetzung mit der Arbeit habe er Gefallen daran gefunden. Auch Lutz Oltogge (SPD) war in der Jury und sei zuerst irritiert gewesen, wie er zugab. Doch jetzt fände er die Arbeit Klasse. "Sie polarisiert und lädt zu kontroversen Gesprächen ein."
Der Bezug zu Bad Nenndorf sei durchaus gegeben. Denn in den zahlreichen Pensionen, Hotels, Restaurants und Cafés in der Kurstadt gebe es immer und überall Kaffeegeschirr. Erwin Biener (WGN) hatte ein launiges Zitat parat, um damit seinen Widerstand gegen den Brunnenentwurf zu untermauern: "Alles Geschmackssache, sagte der Affe und biss in die Seife!". Marlies Matthias (CDU), ebenfalls Jurymitglied, räumte ein, von der Art der Ausführung enttäuscht zu sein. Ihr "Nein" zu dem Entwurf begründete sie auch mit der Tatsache, dass aus der Bevölkerung seit der Präsentation des Siegerentwurfes nur Unverständnis und harsche Kritik gekommen sei.
Der Künstler war persönlich bei der Ratssitzung anwesend. Er versuchte mit launigen Worten, die einige Ratsherren als "lächerlich" empfanden, für sein Werk zu werben. 160 Euro würde er als Honorar für seine Arbeit erhalten, verriet er. Um die Wirkung zu verdeutlichen, die der "Große Abwasch" vor dem Haus Kassel erzielen kann, präsentierte die Verwaltung eine Art Fotomontage. Der Brunnen soll nach Aussagen des Künstlers in einem matten Aluminium hergestellt werden, das witterungs- und graffitibeständig ist. Eine Kunstgießerei wird mit der Herstellung der Tassen beauftragt. Drei Meter hoch soll die Brunnenplastik werden. Das Wasser soll aus einem Steigrohr bis in die obere Tassen geführt werden und von da über die anderen Tassen nach unten fließen. Ulrichs sieht in seinem Entwurf einen "humorvollen Bezug zu unser aller Leben".
Zwei Standorte kommen nach Auffassung des Planers Prof. Rainer Hobigk in Frage: Der Bereich links neben dem Kurhaus oder der Platz, an dem jetzt vor dem Haus Kassel das Wasserbecken steht. Bevor Hobigk in die Feinplanung gehen kann, müssen die nächsten Schritte in Bezug auf die Sanierung des Kurhauses eingeleitet bzw. vollzogen werden. Der Rat der Stadt nahm daher die Ausführungen des Planers lediglich zur Kenntnis.
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