Die Taten des Lauenauer Reifenstechers schlagen mit 250 im Bereich der Straßenkriminalität zu Buche und haben hohe Schäden und viel Ärger in der Bevölkerung verursacht. Der Rechts-Links-Konflikt in Bückeburg äußerte sich vorrangig im Körperverletzung und Sachbeschädigung, insgesamt 80 Taten. "Im Moment herrscht dort aber Ruhe, wir sind optimistisch, dass sich die Anzahl von Taten im kommenden Jahr gen Null bewegt", so der leitende Polizeidirektor der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, Frank Kreykenbohm. Ein weiterer großer Belastungsfaktor ist die Bundesautobahn 2, in Fachkreisen ist die Rede von der "Achse der Kriminalität" und dem "A 2-Faktor". An den Rastplätzen im Kreisgebiet wurde hier allein 80-mal Ladungsdiebstahl von Lkw durch sogenannte "Planenschlitzer" verübt. Rund 1000 Taten, Sachbeschädigung, schwerer Diebstahl, Tankbetrug und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, werden zwar in die Kreisstatistik hineingerechnet, allerdings zumeist nicht von der örtlichen Polizei verfolgt. Durch den Ausbau des Rastplatzes "Bückethaler Knick" sei mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik wurden 2013 im Landkreis 9.290 Straftaten angezeigt, 170 mehr als im Jahr zuvor, bei denen ein messbarer Schaden von mehr als 6,9 Millionen Euro entstanden ist. Die Aufklärungsquote liegt mit 63,98 Prozent in etwa so hoch wie im Vorjahr, 4.110 Tatverdächtige wurden ermittelt. Damit konnte die Polizei im Zehn-Jahres-Vergleich den zweitgrößten Erfolg erzielen. "Wir sind auch froh, dass wir noch nie über 10.000 Delikte gekommen sind", so Thorsten Walter, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der PI. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeikommissariate Bückeburg und Stadthagen ist trotz Gesinnungs-Konflikt und Brandserie die Anzahl der registrierten Straftaten zurückgegangen, in Bad Nenndorf ohne den "Reifenstecher" in etwa gleich geblieben. Lediglich Rinteln hat einen Anstieg zu verzeichnen, an dem jedoch die an der A 2 verübten Delikte einen 20-prozentigen Anteil haben und damit das örtliche Bild des PK verzerrten. Einen Tötungsdelikt hat es im zurückliegenden Jahr nicht gegeben, der Bereich der gefährlichen oder schweren Körperverletzung stellt lediglich einen Zwei-Prozent-Anteil an allen angezeigten Straftaten. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 87 Prozent, zumeist handelt es sich um Beziehungsdelikte, das heißt Täter und Opfer kennen sich. Im Bereich des Raubes bewegen sich die Zahlen laut Walter auf dem Niveau der Vorjahre, zwischen 50 und 80. Die hin und wieder auftretende Häufung von Angriffen auf Tankstellen, Spielotheken oder Zahlstellen wie Banken und Geschäfte sei ein zeitlich begrenztes wie bekanntes Phänomen. "Makaber" nannte Kreykenbohm, dass insbesondere im vierten Quartal des Jahres mit Blick auf die Festtage damit zu rechnen sei. Erfreulich sei die Entwicklung der Kinder- und Jugenddelinquenz: 415 Tatverdächtige unter 18 Jahren haben 452 Straftaten begangen. Seit 2005 liegt der Anteil minderjähriger Tatverdächtiger unter 20 Prozent, aktuell nur noch gut zehn Prozent. Während auch die Häufigkeit von Häuslicher Gewalt, Straßenkriminalität und Diebstähle in einigen Bereichen seit einiger Zeit weiter absinken, bildet sich der bundesweite Aufwärtstrend bei Wohnungseinbrüchen auch im Landkreis ab. Dafür sind kaum noch einheimische Intensivtäter, sondern überörtlich agierende Einbrecherbanden verantwortlich. Mit Ausnahme dieses Zweiges geht die Polizei von einer weiteren Abnahme in den nächsten Jahren aus. Bei Vermögens- und Fälschungsdelikten rechnen die Experten hingegen mit einem starken Anstieg. Begünstigt durch den demografischen Wandel werden immer mehr ältere Menschen zu den Betrugsopfern zählen. Dem"Waren-Kreditbetrug" öffnen sich durch das Internet ganz neue Dimensionen. Die Computer-Kriminalität, zu der ebenso der Bereich Kinderpornografie zählt, ist ein "aufwachsender Zweig", auf den die Ermittlungsbehörden sich in den kommenden Jahren auch strukturell vorbereiten müssen. Die Wahrscheinlichkeit, draußen auf der Straße Opfer einer Straftat zu werden, sei im Landkreis jedoch relativ gering.
Kriminalität wie Polizei befinden sich im Wandel.Foto: fotolia