LINDHORST (bt). Da staunten die sechzig Zehntklässler der Oberschule Lindhorst nicht schlecht, als sie am 1. April ihren Klassenraum betraten und sich Plätze suchten. Der kommissarische Schulleiter Christoph Pukall begrüßte die beiden Klassen 10aR und 10bR mit dem Hinweis: "Dies ist kein Aprilscherz". Der "Vertretungsunterricht" werde heute einmal eine Schulstunde lang von "Günther der Treckerfahrer" übernommen. Diese Kunstfigur hat sich der in Wiedenbrügge ansässige Buchautor und Satiriker Dietmar Wischmeyer ausgedacht und populär gemacht. Der machte sich daran, entsprechend kostümiert und mit Mistforke statt Zeigestock in der Hand, den jungen Menschen mit Ironie und Witz die Welt zu erklären. Genauer gesagt, ihnen unter der Überschrift "Heimatkunde" ("Gibt’s das heute überhaupt noch"?) ihr heimatliches Bundesland zu veranschaulichen, in dem der Mensch in der Hierarchie der Anzahl der "Einwohner" nach Huhn, Schwein, Rind und VW – Fahrzeugen erst an fünfter Stelle auftaucht. Das Medieninteresse an der Veranstaltung war groß. Der TV – Sender SAT 1 Regional Niedersachsen war mit einem Team ebenso vor Ort wie Radio FFN. Wischmeyer ist dem Sender seit Langem verbunden. Er nutzte seinen Auftritt vor den jungen Leuten auch, um mit ihnen Fragen zu den Berufsfeldern TV und Radio sowie speziell dem Bereich Comedy zu erörtern. Eine Schulstunde lang interpretierte "Günther" die Welt aus seiner Perspektive, verblüffte die Schüler mit einer eigenwilligen Interpretation der geografischen Lage Niedersachsens und ging auf etliche Fragen seiner Zuhörer ein. Wischmeyer gab mit seinem ehrenamtlichen Gastspiel an der Schule den Startschuss zu einem Projekt, das sich Christopher Pukall und Matthias Hinse, Sprecher des Vereins "Wir für soziale Gerechtigkeit" ausgedacht haben. Beide wollen mit der langfristig angelegten Aktion "Vertretungsstunde" die Schule für Personen aus den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft öffnen und damit den Schulalltag bereichern. Für Dietmar Wischmeyer ist das "eine gute, interessante Sache", wie er auf Nachfrage erklärte. Er sei gerne an die Oberschule nach Lindhorst gekommen, habe mal sehen wollen, "wie Schüler heute so drauf sind". Seine Anregung. "Das sollten andere auch mal machen." Die Schüler genossen sichtlich die kurzweilige und unterhaltsame "Vertretungsstunde" und hatten viel zu lachen.
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