1. Der "Planfall 33" könnte die Stadt zweiteilen

    Ausbau der Bahnstrecke zwischen Löhne und Nordstemmen für den Güterverkehr wird immer wahrscheinlicher

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    RINTELN (ste). Das Thema ist brisant. Der im Bürokratendeutsch "Planfall 33" benannte Ausbau der Bahnstrecke zwischen Löhne und Nordstemmen könnte sich für Bad Oeynhausen, Löhne, Rinteln, Hess. Oldendorf, Hameln, Coppenbrügge, Salzhemmendorf und Elze zu einem Desaster entwickeln. Rund 120 Schwerlast-Güterzüge pro Tag könnten dann über diese Strecke fahren; vorwiegend auch nachts. Thomas Priemer, Bürgermeisterkandidat für Rinteln, hatte deshalb zu einer Diskussionsveranstaltung mit fachkundiger Information aus erster Hand in die Grundschule Nord eingeladen. Gastredner war Lothar Ibrügger, langjähriger Abgeordneter im Deutschen Bundestag, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Berater für Internationale Verkehrsverbindungen. Priemer rief dazu auf, sich gemeinsam mit anderen Kommunen und Bürgerinitiativen gegen die geplante Gütertrasse zu wehren: "Die drei goldenen "G" Gemeinsam-gegen-Gütertrasse müssen unsere Leitschnur sein!" Denn "Stuttgart 21" könne bald auch in Rinteln vor der eigenen Tür stattfinden.

    Ibrügger nahm die Zuhörer dann erst einmal mit auf eine Zeitreise. Bis zum Jahr 2020 ist für die Autobahn 2 als Ost-West-Magistrale eine Zunahme des Schwerlastverkehrs um 125 Prozent prognostiziert. Da ist es ein logisches Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Bis 1945 war die Strecke durch Rinteln die entscheidende Ost-West-Güterstrecke. 237 Tonnen/Kilometer wurden im Dritten Reich hier befördert. Heute ist es knapp die Hälfte. Die Deutsche Einheit 1989 sollte nach den Prognosen der Planer den Ost-West-Güterverkehr wieder beflügeln und so wurde die Strecke 1992 wieder in den Bundesverkehrswegeplan als vorrangiges Projekt aufgenommen. Doch bereits 1985 war die Zweigleisigkeit der Strecke zum Teil wieder rückgebaut worden und schon damals wendeten sich Bürgerinitiativen gegen den Rückbau. 1997 wurde dann ein Plan zum Ausbau der Strecke geschmiedet, der 120 Güterzüge pro Tag plus 60 Personenzüge vorsah. Die Pläne wurden aber aufgrund ausbleibender Güterströme auf die Schiene vorerst wieder auf Eis gelegt, hatten dennoch Einfluss auf die B-Pläne der anliegenden Gemeinden. Doch die Belastung auf der Hauptstrecke Minden-Hannover wuchs und wuchs. Und so wurde 2004 ein Gesetz erlassen, nachdem die Strecke Minden-Hannover ausgebaut werden sollte. Doch die Netz AG, die für das Schienennetz zuständig ist, plante entgegen der gesetzlichen Regelung (die bis heute besteht) nicht den Schienenausbau. Spätestens im Frühjahr 2016 wird daher neu entschieden, ob der Ausbau der Strecke Minden-Hannover weiter betrieben werden soll (Planfal 12), oder stattdessen der "Planfall 33" weitergeführt wird, was einen Ausbau der Strecke Löhne-Nordstemmen bedeuten würde. Diese Strecke führt unter anderem auch durch Rinteln. Die Kosten für diesen Ausbau der "Südtrasse" werden auf 779 Millionen Euro geschätzt, die "Nordtrasse" würde deutlich teurer werden. Hier sah Ibrügger jedoch in den Berechnungen des ehemaligen Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (heute Alexander Dobrindt) Taschenspielertricks bei der Berechnung. Lärmschutzmaßnahmen seien unter anderem nicht in den Kosten erhalten.

    Die Bürger fürchten nun, dass Rinteln durch die anvisierten 120 Güterzüge pro Tag zweigeteilt würde: "Wann sind denn dann die Schranken überhaupt noch geöffnet", war eine Frage und: "Sollen bis zu zwölf Meter hohe Lärmschutzwände gebaut werden?"

    Lothar Ibrügger sah den Schlüssel zum Erfolg in einer kompletten Neuplanung, auch von Umfahrungen. So kann eine Lösung nur zu finden sein, wenn man die Knoten in und um Hannover entlastet. Dort muss man derzeit mit einer Jahresbelastung von bis zu 70.000 Zügen leben. Die Bürgermeister und Landräte der an den "Planfall 33" liegenden Gemeinden hätten sich bereits zusammengeschlossen, um die Probleme an den entsprechenden Stellen vorzutragen, so Thomas Priemer. Foto: ste

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