1. Mit der Flüstertüte gegen Fremdenhass

    AWO ruft zu fünf Minuten Demonstration gegen Rassismus und Rechtsextremismus auf / Landrat Farr Schirmherr

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    STADTHAGEN (nb). In der Stadt und im Landkreis ist kein Platz für Rassismus und es darf nie einen geben. Dafür haben sich Akteure sozialer Einrichtungen, Vertreter aus Politik und Verwaltung, Bürger und Schüler lautstark eingesetzt. Mit Mikro und Megafon ausgerüstet protestierten sie am vergangenen Freitagmittag auf Einladung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) unter dem Motto "Demokratie heißt hinsehen und Gesicht zeigen" mitten auf dem Marktplatz gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.

    "Fünf vor Zwölf" lautete der Titel der Aktion, die anlässlich des "Internationalen Tages gegen Rassismus" zum zweiten Mal stattgefunden hatte. Pünktlich um fünf Minuten vor dem mittäglichen Glockenanschlag von Sankt Martini hatte sich eine Menschentraube rund um den Marktbrunnen versammelt, um für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft Stellung zu beziehen und ihr Gesicht zu zeigen. Neben Landrat Jörg Farr, Bürgermeister Bernd Hellmann oder Vertretern der Polizei waren auch Schüler der Schule am Schlosspark und des Ratsgymnasiums bei der Kundgebung vertreten. Heidemarie Hanauske, Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes, wies in ihrer Ansprache darauf hin, dass rassistische Vorurteile und ängstliche Abwehrhaltung gegenüber Einwanderern in Deutschland weit verbreitet seien.

    Dass aus Worten auch Taten werden können, hätten die Vorgänge im nationalsozialistischen Untergrund in den vergangenen Jahren gezeigt. Aktuelle Studien würden belegen, dass Rassismus Bestandteil der bundesrepublikanischen Wirklichkeit sei und quer durch alle Schichten, bis in die Mitte der Gesellschaft reiche. Gegen-Engagement sehe die AWO deshalb als ihre "ureigene Aufgabe". "Wir sind hier im Landkreis für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, Behinderungen und generationenübergreifende Zusammenarbeit und wünschen uns ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft", so Landrat Jörg Farr. Der Schirmherr der Aktion betonte, wie wichtig es sei, sich zu vergegenwärtigen, wie privilegiert jeder in diesem Land lebe, das seit 70 Jahren keinen Krieg gesehen hat. "Deswegen haben wir Verantwortung gegenüber den Menschen, die bei uns Schutz suchen", so Farr zu den aktuellen Flüchtlingsströmen. Bis zum Sommer würden hier noch etwa 260 Menschen erwartet. Dies könne keine Aufgabe sein, die AWO, Landkreis und andere Organisationen alleine bewältigen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. "Wir wollen gesellschaftliche Teilhabe für alle", fasste Hellmann zusammen.

    Dies sei sogar im Leitbild der Kreisstadt formuliert und wirke sich bereits positiv aus. "Die Unterschiedlichkeit der Menschen ist gerade das Besondere", so Hellmann, die gewünscht ist und als Bereicherung betrachtet wird. Als Vorsitzender des "Fördervereins ehemalige Synagoge Stadthagen" stellte er klar, dass es eine Ausgrenzung fremder Gruppen wie im dritten Reich nie wieder geben dürfe.

    Wichtig sei es, dies zu leben, es aber auch immer wieder zu bekunden. Wenige Minuten später war das kurze Spektakel denn auch schon wieder vorbei und jeder der Demonstranten ging seinem gewohnten Tagesablauf nach. Absicht, wie Organisator Stephan Hartmann, Integrationsexperte der AWO, betont. Die Aktion sei bewusst knackig und kurz gehalten, da viele Menschen sich von größeren Veranstaltungen abschrecken ließen. "Wir möchten jedem so die Möglichkeit geben, ganz kurz aber deutlich Flagge zu zeigen." Positive Resonanz gab es für "Fünf vor Zwölf" bereits beim letzten Durchgang vor zwei Jahren. Weitere Eindrücke stellt die AWO auch auf ihrer Facebook-Seite bereit.Foto: nb

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