Der gute Ausgang nach monatelangem Tauziehen hat allerdings auch Opfer gefunden. Elf Mitarbeiter mussten mit dem Abschluss des Insolvenzverfahrens gehen und wurden abgefunden; drei weitere hatten sich bereits nach neuer Beschäftigung umgesehen. Das neue Unternehmen "Kracke – die Möbelmanufaktur" bietet nur noch die Hälfte der früher rund 30 Arbeitsplätze.
Investor Joachim Schrock hatte eher zufällig in der Zeitung vom Hülseder Insolvenzverfahren gelesen. Warum er nach neun anderen Übernahmeinteressenten in Hülsede eingestiegen ist, hat nach eigenen Angaben nicht nur etwas "mit der Nähe zu meinem Wohnort" zu tun: Der Bokeloher glaubt fest an eine Zukunft des Betriebs. Das Trio an der Spitze ist sich einig: "Wir wollen nicht Ikea kopieren oder überholen, sondern bleiben bei unserem klassischen hochwertigen Holzstuhl."
Wie zur Begründung präsentierten Vater und Sohn Kracke eine nagelneue Baureihe als variables Sitzsystem mit etlichen Höhen, Tiefen und Breiten, vier Holzarten und zahlreichen Farbtönen. Die Idee geisterte schon länger im Kopf des bisherigen Firmenchefs herum. Nun war sie fällig zur Umsetzung: Zeitgleich mit den Weichenstellungen für die Zukunft der Firma entstanden buchstäblich über Nacht die ersten Prototypen. Der erste Wagen mit Mustermodellen ist bereits unterwegs zu Kunden. Die neue Unternehmensleitung dankte dem Insolvenzverwalter Matthias Wandel für dessen erfolgreiches Bemühen um die Rettung des seit 85 Jahren bestehenden Familienbetriebs: "Er hat sich sehr eingesetzt", lobte Schrock, der selbst langjährige Erfahrung mit in Insolvenz geratenen Firmen besitzt. Eine Liquidation wäre sicherlich ein einfacherer Weg gewesen.
So aber bleibe wenigstens die Hälfte der bisherigen Arbeitsplätze erhalten. Die reduzierte Belegschaft, die als "ausgesprochen motiviert" gilt, hat bei etwa gleichem Gehalt sich mit einer längeren Wochenarbeitszeit einverstanden erklärt.
Nun hofft Friedrich-Wilhelm Kracke auf Aufträge, um das Unternehmen sicher in die Zukunft zu lenken. Dass die schwierigen Wochen zu einem guten Ende fanden, ist in der arg gebeutelten Möbelbranche keine Selbstverständlichkeit. In der jüngsten Vergangenheit gab es mehrere Insolvenzen mit ausgesprochen negativem Ausgang: Traditionsunternehmen wurden zerschlagen; Belegschaften komplett freigesetzt.
Auch in Hülsede hing lange Zeit der Fortbestand am seidenen Faden, weil die meisten Investoren an einer dauerhaften Fortsetzung der Produktion offenbar kein Interesse hatten. Der Leidensweg der Firma Kracke begann vor rund drei Jahren mit einem deutlichen Auftragsrückgang und setzte sich 2013 fort, als der angestrebte Abbau von Arbeitsplätzen einen finanziell nicht tragbaren Sozialplan verlangte. Im vergangenen September wurde die Einleitung eines Insolvenzverfahrens geprüft; der Antrag beim Konkursgericht erfolgte Anfang Dezember. Foto: al