LAUENAU (al). Das Wasserglas bleibt unberührt. Lieber denkt er an das Pils seiner Kölner Lieblingskneipe und an seine Stammtischbrüder Friedemann und Kallscheidt. Was die ihm zum Besten geben und was die Tagespolitik an Merkwürdigkeiten bietet, ist einen Abend lang bissig kommentiert worden: Richard Rogler hat dem Volk aufs Maul geschaut und Politiker ertappt. Das gefiel den 330 Zuhören im Lauenauer Sägewerk.
Ein wenig hemdsärmelig wirkt er trotz schwarzen Anzugs: Eine Hand in der Tasche, mit der anderen in ausladenden Gesten seine Sticheleien noch unterstreichend. Reihenweise bekommt die Berliner Prominenz ihr Fett weg. Zum Beispiel die Kanzlerin, der die DDR "ihren Rest mitgegeben" habe: "50.000 unverkäufliche Hosenanzüge aus dem VEB Faschingskostümkombinat Zwickau". Aus der FDP wisse er über deren Mühe beim Artenschutzprogramm der Unesco unterzukommen: "Es gibt inzwischen weniger Mitglieder als Blauwale." Die Nachricht von der neuen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen habe ihm nur ein eher ratloses "Och!" entlockt – ein Begriff, den Rogler sich auch für andere Politgrößen aufsparte. Nicht jedoch für die ehemalige Grünen-Chefin Claudia Roth: "Warum zieht die eigentlich immer ihren Duschvorhang als Kleid an?"
Das Räsonieren über die Regierung ergänzt Rogler um etliche Alltäglichkeiten – von Calamares ("Panierte Dichtungsringe") über die zunehmende Zahl von Seniorstudenten ("Die wollen zu Hause die Heizkosten sparen!") bis hin zur Fußballweltmeisterschaft in Katar: "Das Land heißt so, weil man bei Public Viewing im Winter den Katarrh kriegt." Dazwischen führt es ihn immer wieder zurück in seine Stammkneipe, "dem letzten Widerstandsnest gegen die Bevormundung des mündigen Bürgers", in der es zum Glück auch keine "Schwäbische Schorle" aus "halb Mineralwasser, halb Leitungswasser" gebe.
Nach zwei Stunden Rogler ("Mit dem Besten muss auch mal gut sein!") gab es eine bemerkenswerte Zugabe – nämlich gar keine. Dafür durften Interessierte Bücher und CDs mit Widmung erwerben und den wortflinken Kabarettisten noch einmal ganz persönlich erleben. Nur seinen "Zitrusfrüchteschalenschaber" ist er dabei nicht los geworden. Dieser war letztlich das einzige Requisit, das ihn bei seinem Auftritt begleitete. Ach ja, ein Lob hatte er auch noch parat: "Großstädte streichen die Kultur-Subventionen, und hier wird für 3500 Einwohner so eine Halle gebaut." Die Kulturinitiative hörte es gern – und hat schon den nächsten Termin fest gemacht: Am 28. November kommt Lisa Fitz nach Lauenau. Foto: al