WIEDENSAHL (tr). Klack. Klack. Klack. Die idyllische, sonntagmorgendliche Ruhe in Wiedensahl wird von einem unregelmäßigen Geräusch unterbrochen. Entfernt erinnert es an den Physikunterricht in der Schule, Thema Magnetismus. Ein Nagel wird angezogen und dockt an den Magneten an. Klack.
Die Verantwortlichen sind schnell ausgemacht – zu früher Stunde ist in dem 1000-Seelen-Flecken nicht viel los. Auf einem Parkplatz an der Hauptstraße gehen keine Physiker, sondern etwa 15 Bouler der Turn- und Sportgemeinschaft (TuSG) Wiedensahl ihrem Hobby nach und frönen dem Kugelsport. Bei jedem Aufeinanderprallen der Spielgeräte aus Metall ertönt das laute Geräusch. Klack. Klack. Klack.
Die Spielregeln beim Boule sind simpel: Ziel ist es, mit den eigenen Bällen näher als der Gegner an eine kleinere Kugel, das "Schweinchen" oder die "Sau", zu gelangen. Eine Variante dieses Sports hat wahrscheinlich fast jeder schon einmal im heimischen Garten gespielt – Boccia, mit farbigen, wassergefüllten Plastikkugeln.
Ein Mitglied der "Busch-Bouler" und zugleich ihr Mannschaftskapitän ist Sören Sölter. "Ich finde die Präzision in diesem Sport faszinierend", erklärt er die Vorzüge des Boules, "man muss immer konzentriert sein, ist mental gefordert und an der frischen Luft." In der Einzelrangliste des Niedersächsischen Pétanque-Verbandes (NPV) belegt Sölter den achten Platz. Im Vergleich zu 2012 hat er sich um 17 Ränge verbessert.
"Letztes Jahr habe ich ganz gut gespielt", sagt der 20-Jährige. Mit den Busch-Boulern tritt Sölter dieses Jahr in der Kreisliga an. In der obersten Spielklasse der Schaumburger Boule-Liga "würde ich gerne gewinnen", sagt der Psychologiestudent. Ein Platz unter den besten Vier solle es auf jeden Fall werden, vergangenes Jahr stand am Ende der Saison dritte Rang.
Sölters Fokus dürfte aber woanders liegen. Mit den Boulefreunden Bad Nenndorf spielt er zusätzlich in der Niedersachsenliga. "Dort wäre der fünfte, sechste Platz ganz schön", sagt der gebürtige Wiedensahler. Nachdem es in den Anfangsjahren gegen den Abstieg ging, belegte die Mannschaft letzte Saison den siebten von zwölf Rängen. Doch er möchte noch höher hinaus: "Einmal in der Bundesliga zu spielen, das wäre mein Traum."
Gleichzeitig in zwei Teams, Sölter schiebt alles andere als eine ruhige Kugel. Zusätzlich zu den Punktspielen organisiert er außerdem mit seinen Mannschaftskameraden Turniere. Ende Juni findet mittlerweile zum vierten Mal der, zur Geburtstadt Wilhelm Buschs passend benannte, "Max & Moritz-Cup" statt. Die Idee dazu stammt von ihm. Das Kräftemessen erfreut sich nicht nur in der Region größter Beliebtheit. Unter den Teilnehmern finden sich Hochkaräter des Boulesports.
Unter anderen nehmen die Nationalspieler Till-Vincent Goetzke und Lea Mitschker sowie der Deutsche Meister Sascha von Pleß teil. Die Spieler kommen aus Braunschweig, Osterholz-Scharmbeck, Hannover, Bielefeld, Hameln. "Die Startliste war in diesem Jahr innerhalb von 17 Minuten voll", sagt Sölter. "Bisher ist das Turnier ganz gut angekommen." Foto: tr