1. Ein Landkreis zwischen drei Fankulturen

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    Der Landkreis Schaumburg ist Einzugsgebiet für drei Handball-Bundesligisten: GWD Minden im Westen, TBV Lemgo im Süden und TSV Hannover Burgdorf im Osten. Die Fankultur im Landkreis ist dementsprechend vielfältig. Wo die beste Stimmung herrscht, wo die leidenschaftlichsten Fans zu finden sind und wo die Currywurst am besten schmeckt, haben wir getestet. Den Anfang macht GWD Minden, in den nächsten Ausgaben folgen TSV Hannover Burgdorf und TBV Lemgo.

    Spannender als jeder Krimi ging am Mittwochabend das Spiel GWD Minden gegen die Füchse Berlin zu Ende. Die Berliner in eigener Halle zu schlagen, darauf haben wohl viele Fans gehofft, die wenigsten werden aber damit gerechnet haben. 30:28 ist der Spielstand mit dem Abpfiff.

    Ein Siebenmeter von Dalibor Doder läutet Mindens Endspurt ein. Auf der anderen Seite der Halle hält Torhüter Jens Vortmann den Gegenangriff der Füchse auf. Noch fünf Minuten zu spielen. Tor für Minden, es steht 27:25 für die Gastgeber. Kurze Auszeit: Mindens Trainer bespricht die Taktik für die letzten Minuten. Das Spiel geht mit einer Parade von Vortmann weiter. Die Fans stehen inzwischen auf ihren Plätzen. Noch über drei Minuten. Die Berliner zücken die grüne Karte zur Auszeit. Auf das 28:25 folgt ein prompter Gegenstoß der Füchse, es steht 28:26. Mindens Nummer 19, Oliver Tesch bekommt eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe. Die Berliner treffen erneut. Mit dem 28:27 geht es in die letzte Spielminute, Minden immer noch in Unterzahl. Tor Minden, Gegentor der Füchse und noch ein Tor der Grün-Weißen. Mit dem Abpfiff steht 30:28 auf der Anzeigetafel. Die Kampa-Halle kocht. Die über 60 Minuten konstant gute Stimmung entlädt sich mit dem Sieg.

    Mit dem Mindener Erfolg über die Füchse Berlin hat wohl kaum jemand vorher gerechnet. Das Duell spielte sich in der Tabelle zwischen dem 15. Platz der Mindener und den Füchsen auf Platz 4 ab. Mit dem Überraschungssieg verbuchten die Grün-Weißen nicht nur den siebten Heimsieg in Folge, sondern machten auch einige Plätze auf der Tabelle gut. Nachdem die Mindener nach einem kurzen Ausflug in die zweite Liga nun die zweite Saison wieder in der Bundesliga spielen, steht alle Zielrichtung auf Klassenerhalt. Über vier Jahre ist es her, dass die Grün-Weißen den letzten Auswärtssieg erzielen konnten. Von einem "Auswärtsfluch" sprechen die Fans. Trotzdem füllen sie zu fast jedem Auswärtssieg einen Bus mit knapp 50 GWD-Fans. "Die Stimmung unter den Grün-Weißen ist ganz besonders und unheimlich familiär", sagt Frank Wentzlawsky, Vorsitzender des Fanclubs. Das bezieht sich nicht nur auf die Fans untereinander, sondern auf den ganzen Verein und sogar die Spieler treffe man hin und wieder auf ein freundliches Wort beim Einkaufen oder auf dem Weihnachtsmarkt. Vor und nach den Spielen treffen sich die Fans im Fan-Keller in der Kampa-Halle. Dieser wird von Fans für Fans geleitet und ist in dieser Form einzigartig. Die Organisation liegt komplett beim Fanclub und die Einnahmen gehen an den Hauptverein für die Jugendförderung. Auch Fans der gegnerischen Mannschaft sind dort sehr willkommen um gemeinsam über Handball zu reden. Bei Kielern und Flensburgern sei das inzwischen Tradition. Nach den Spielen kommen immer zwei Spieler oder Trainer zum Gespräch mit den Fans und auf ein gemeinsames Bier in den Fan-Keller. Ganz neu in dieser Saison ist der Fan-Block in der Kampa-Halle. Vorher waren vor allem die Fanclub-Mitglieder über die ganze Halle, die immerhin 4000 Zuschauer fasst, verteilt. "Jetzt kommt mehr Power und mehr Stimmung gezielt aus einer Richtung", sagt Petra Damberg vom Fanclub-Vorstand. Text/Foto: ag

    Fazit:

    Die Anreise zur Kampa-Halle ist auch ohne Navi einfach. Von Bückeburg sind es etwa 15 Kilometer. Wer früh genug da ist, bekommt einen Parkplatz direkt vor der Halle. Rund herum gibt es mit kurzem Fußweg weitere Parkmöglichkeiten. An der Currywurst ist nichts auszusetzen, aber noch besser gerochen hat die Pizza im Eingangsbereich der Kampa-Halle. Frisch Gezapftes gibt es nicht nur dort, sondern auch im Fan-Keller, wo sich Fans vor und nach dem Spiel zum Austausch treffen. Trotz der Anpfiffzeit quasi nach Feierabend, sind viele Fans in Grün-Weiß erschienen und natürlich darf auch der Fanschal nicht fehlen. Die Trommeln und unter den Zuschauern verteilte Klatschen sorgen bei diesem emotionalen Spiel über 60 Minuten für eine gute Lärm-Kulisse. Fan-Gesänge und Pfeifkonzerte gegen Schiedsrichter und bei Fouls heizen die Stimmung weiter an.

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