Die Zielsetzung ist klar gesteckt, wie Felix Lattwesen, Vorsitzender der HSG, im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt, erklärt: "Langfristig wollen wir natürlich die sportliche Qualität weiterentwickeln. Eine Liga höher spielen, warum nicht? Wir werden aber nicht den Fehler machen und schnell viel Geld in die Mannschaft stecken. Das bringt nur kurzfristigen Erfolg, oft gehen die Vereine dabei den Bach runter."
Die HSG Schaumburg Nord setzt daher auf die eigene Jugend, laut Lattwesen das "Faustpfand" des Vereins. Der Glaube an die Stärke des Nachwuchses ist vorhanden, daher lautet die langfristige Zielvorgabe: Jedes Jugendteam soll in der höchsten Spielklasse antreten. Kein Jugendspieler soll zudem den Verein verlassen müssen, um sich anderswo weiterzuentwickeln.
Probleme mit Jugendarbeit der beiden Vereine in der gemeinsamen Jugendspielgemeinschaft JSG Nordschaumburg gaben den Ausschlag für den jetzt vereinbarten Zusammenschluss, denn Gespräche über eine Fusion gab es schon seit einigen Jahren immer mal wieder. "Die JSG funkte Ende 2012 ‚SOS‘. Es fehlte an der Unterstützung aus den Stammvereinen", blickt Felix Lattwesen auf das damals drohende Aus zurück. Im Frühjahr des vergangenen Jahres setzte man sich daher an einen Tisch, alles wurde durchleuchtet, es wurden Chancen und Risiken abgewogen. Es folgten "konstruktive und sachliche Gespräche, frei von Emotionen", wie eine Fusion aussehen könnte. Die Vorstände der Stammvereine gaben schließlich ihr OK. Der gemeinsame Name HSG Schaumburg Nord sei schon bekannt, auch über den Landkreis hinaus und zudem als Marke etabliert, begründet Felix Lattwesen die Entscheidung zur Namensfindung. Zur kommenden Saison wird auch die Jugendarbeit unter dem Dach der HSG fortgeführt. Damit löst sich für die Jugendspieler das bisherige Dilemma, entscheiden zu müssen, für welchen Verein sie im Seniorenbereich auflaufen wollen.
Maximilian Dohmeier (HSG) und Niklas Blomberg (SG Hohnhorst/Haste), beide aktuell jeweils Spieler der 1. Herren, spielten jahrelang gemeinsam in den Jugendteams der JSG, bis sich ihre sportlichen Wege trennten. Nun werden sie in der kommenden Saison wieder gemeinsam auflaufen können. Die Reaktionen der Spieler in den beiden Vereinen waren unterschiedlich, größtenteils aber positiv, berichten sie. Von "notwendiger Schritt", "gut für die Jugendarbeit" bis hin zu "warum zu diesem Zeitpunkt" war alles vertreten. Die Reaktionen decken sich mit Felix Lattwesens Einschätzung. "Für die noch jungen Spieler ist es leichter. Manch Älterer tut sich aus Tradition damit eher schwer." Das bestätigen auch Maximilian Dohmeier und Niklas Blomberg. Für sie ist es positiv als Schaumburger gemeinsam in einem Team auf dem Platz zu stehen. Zudem sehen sie große Chancen für die Spieler sich zu entwickeln. Denn soviel steht schon fest, die HSG wird kommende Saison mit einem Team in der Oberliga und einem in der Verbandsliga antreten. Die Spiele werden zukünftig in der Waltringhäuser Halle ausgetragen, hier gibt es unter anderem die meisten Tribünenplätze. In den Herren-Mannschaften sollen junge Spieler mit Bezug zur Region zum Zuge kommen. Die Reserve soll eng mit der A-Jugend verknüpft werden, damit der Nachwuchs an den Herrenbereich herangeführt wird. Eine Entscheidung in der Trainerfrage wird zeitnah bekannt gegeben, die 1. Mannschaft stehe in groben Zügen schon fest, sagt Felix Lattwesen. Im Damenbereich wird sich erst einmal im Wesentlichen nicht viel ändern.
Zum Erreichen des ehrgeizigen Ziels, im Jugendbereich die höchsten Spielklassen zu besetzen, investiert die HSG nicht nur finanziell: Das bisherige Budget wird nicht nur verdoppelt, auch personell wird aufgestockt. Drei Jugendkoordinatoren für die Bereiche der Minis bis D-Junioren sowie die weibliche und männliche C- bis A-Junioren erweitern die Betreuung, setzen Schwerpunkte im Training fest und haben Förderbedarf für talentierte und weniger talentierte Spieler im Blick. Zudem wird eine Geschäftsstelle eingerichtet und mit einer Halbtagskraft besetzt. Das Angebot von Handball-AGs in mehreren Schulen in der Samtgemeinde wird fortgeführt – alles damit kein Talent durchrutscht.
"Wir geben lieber Geld für eigene Talente aus, als für einen Spieler, der irgendwoher kommt und für uns in der 3. Liga die Tore macht", stellt Felix Lattwesen den großen Stellenwert von Nachwuchsförderung und Nachhaltigkeit innerhalb der "neuen" HSG Schaumburg Nord klar. Foto: mh