LINDHORST (bt). "Bitte lass mich in Ruhe!" schallt es laut und vernehmlich durch die Turnhalle. Johanna, Schülerin der 2. Klasse der Grundschule Lindhorst, ruft diese Aufforderung ihrem Klassenkameraden Mattis zu. Beide lächeln sich dabei an und Oliver Henneke als Beobachter der Szene ist sichtlich mit der Aktion zufrieden. Sie war Teil des von ihm durchgeführten Rollenspiels. Drei Wochen lang hat Henneke ein Projekt der Grundschule Lindhorst begleitet, das sich dem Thema "Gewaltfrei lernen" widmete. Henneke sitzt im Vorstand des Vereins "Gewaltfrei Lernen", der Projekte dieser Art bundesweit ausrichtet.
Alle 15 Klassen der Grundschule wurden von dem studierten Sportwissenschaftler dreimal neunzig Minuten lang unterrichtet. Zwei Jahre lang war das Projekt vonseiten der Schule vorbereitet worden. Die Finanzierung des 9.289 Euro teuren Unterrichtsprojekts wurde durch verschiedene Sponsoren ermöglicht.
Die Klosterkammer Hannover übernahm fünfzig Prozent der Kosten, die in München ansässige Stiftung "Bündnis für Kinder" steuerte 1.500 Euro, das Diakonische Werk Schaumburg – Lippe 200 Euro bei. 1.692 Euro nahm die Schule bei einem Benefizkonzert ein, zu dem das Polizeiorchester Niedersachsen aufspielte. Die Familien beteiligten sich mit fünf Euro je Kind. Für Geschwisterkinder waren drei Euro zu zahlen.
"Das Thema ist für uns wichtig", begründeten Schulleiter Hubert Sagel und Beratungslehrerin Anna Hohmann den Entschluss der Schule, alle am Bildungsprozess der Schule Beteiligten darüber zu unterrichten, wie sie mit alltäglichen Konflikten unter Schülern umgehen können. Einen speziellen Anlass, das betonten beide Schulvertreter ausdrücklich, gab es nicht. Die Lindhorster Grundschule ist die erste Schaumburger Schule, die ein solches Projekt auf die Beine stellte.
In dem klassenweise organisierten Unterricht kombinierte Henneke die wortstarke Konfliktschulung mit einem bewegungsreichen Körpertraining. Den Kindern wurden Fähigkeiten zur Selbstbehauptung im Schulalltag vermittelt und Möglichkeiten zur Befreiung gezeigt, mit deren Hilfe sie sich körperlicher Bedrängnis gewaltfrei entziehen können.
Gleichzeitig, so Henneke, lernten die Schülerinnen und Schüler, in Spielen positiv zusammen zu wirken. Zudem wurden faire Regeln für den respektvollen Umgang untereinander vermittelt und die Jungen und Mädchen übten in Rollenspielen positive Verhaltensmuster für Konfliktsituationen ein.
In zwei Fortbildungsveranstaltungen wurde dem Kollegium gezeigt, welche Übungen und Maßnahmen die einzelnen Lehrerinnen und Lehrer immer wieder in den Unterricht einbauen können.
Die Pädagogen sind es nach Aussage Hennekes, die zukünftig dafür sorgen, dass die eingeführten Verhaltensweisen nicht wieder in Vergessenheit geraten. Auch die Eltern wurden bei einer Abendveranstaltung aufgerufen, den gewaltlosen Umgang der Kinder untereinander zu unterstützen und einfache Übungen des Verhaltenstrainings ruhig einmal in den eigenen vier Wänden zum Einsatz zu bringen.
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