1. Auch ohne Pointe gut auf den Punkt gebracht

    Musikalischer Abend mit Frank Suchland und Ina Colletti

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    STADTHAGEN (jl). Wer kennt das nicht: Sie will einen Witz erzählen, verhaspelt sich aber kurz. Und schon redet er dazwischen und meint, den Witz besser erzählen zu können – Der Ehestreit ist vorprogrammiert. Und wie sich das anhören kann, haben am Sonnabend Frank Suchland und Ina Colletti bissig-humorvoll demonstriert.

    Im komplett ausverkauften Kultur-Café der "Alten Polizei" – Besucher ohne Karte mussten sogar wieder nach Hause geschickt werden – ließen sie die Erzählung "Ein Ehepaar erzählt einen Witz", von Kurt Tucholsky alias Peter Panter in der Vossischen Zeitung 1931 veröffentlicht, lebendig werden.

    Und zwar so, dass das Publikum zeitweise sogar zu glauben vermochte, die Zwei hätten sich tatsächlich in die Wolle bekommen. Kurz um: Ein gelungener Auftritt, den ständiges Lachen begleitete. Am Ende blieb die Frage nach der Pointe, die das Ehepaar durch seine Rechthaberei verfehlte.

    Der Komponist, Autor und Rezitator Suchland und die Diplom-Sozialpädagogin Colletti hatten ein literarisch-musikalisches Programm zusammengestellt, das von Ivan Geene auf der Gitarre begleitet wurde. Rund um das Thema "Beziehungs(an)Gelegenheiten" ließen sie ein kunterbuntes Mosaik entstehen. Angelegt wie ein Kuriositätenkabinett inszenierte das Duo dazu Erzählungen und Gedichte bekannter Autoren. Trotz des erhöhten Humorfaktors handelte es sich um ernsthafte und sinnvolle Beiträge. So auch der Lenz-Klassiker "Eine Liebesgeschichte", der in dem polnischen Dorf Suleyken spielt und weniger mit großen Worten als mit Charme und kleinen Dingen auskommt.

    Das Duo präsentierte eine gelungene Abwechslung, von Erich Kästners "Gespräche an der Haustür" über Bertolt Brechts "Die dumme Frau" bis hin zu Reiner Kunzes "Rudern zwei" – Suchlands Lieblingsgedicht, wie dieser verriet. "Das ist ein ganz einfaches Gedicht, aber schöner kann man wohl eine Partnerschaft nicht beschreiben."

    Die neun kurzen Verszeilen handeln von zwei Ruderern, die sich ergänzen und so der Gefährlichkeit des Meeres trotzen. Und weil zu Liebe und zum Zusammenleben auch immer Schattenseiten gehören, brachten die Rezitatoren auch diese ans Licht, vom Vergiftungsmord bis zur nackten Tatsache für das lyrische Ich "Im ersten Licht" von Karin Kiwus, einen fetten wie "trüben verstimmten ausgeleierten Arsch" am Morgen sehen zu müssen. Ja, "das ist schwer: ein Leben zu zwein", wie es einst Tucholsky in seinem "Ehekrach" niedergeschrieben hatte. "Nur eins ist noch schwerer: einsam sein."

    Foto: jl

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