1. Ringen um einen Haufen Steine

    Runde für das fernöstliche Strategiespiel "Go" trifft sich wöchentlich

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    LANDKREIS/BAD NENNDORF (bb). Ein Spielbrett mit 19 senkrechten und 19 waagerechten Linien. Dazu ein Haufen schwarzer Steine, ein Haufen weißer Steine sowie vier Grundregeln. "Go" beruht auf einfachen Elementen, ist jedoch ein hochkomplexes von Taktik und Strategie geprägtes Spiel, über das sich Menschen seit 4000 Jahren den Kopf zerbrechen. Regelmäßig trifft sich in Bad Nenndorf eine kleine Runde von "Go-Liebhabern".

    Den Gegner unter Zugzwang zu bringen, gelingt wie zu erwarten nicht. Aber eigentlich droht doch dem Anfänger keine Gefahr, so lange er die Steine weiter aufmerksam setzt.

    Das Spielgeschehen verlagert sich zum Brettrand. Plötzlich sind zwei Steine nahezu blockiert, einer ist unrettbar verloren. Überrascht findet sich der Anfänger bei der Einführungs-Übung in das Brettspiel "Go" in aussichtsloser Lage wieder. Bernd Barthold hat die Spiel-Entwicklung schon geraume Zeit zuvor erkannt und vorangetrieben. Immerhin beschäftigt er sich mit dem fernöstlichen Brettspiel seit Studienzeiten. Er ist gemeinsam mit Dieter Rasche Ansprechpartner für die Spielrunde in Bad Nenndorf.

    Am Nachbartisch sind Rasche und sein Gegner in eine weit fortgeschrittene "Go-Partie" vertieft. Im Wechsel setzen sie die Steine ihrer Farbe auf die Schnittpunkte der Linien auf dem Brett. Eine Struktur aus Schwarz und Weiß ist so entstanden, auf den ersten Blick ein ungeordnetes Gewirr aus Ketten und Knoten. Zufällig oder beliebig ist hier jedoch nichts, jeden Stein platzieren sie mit Bedacht unter taktischen und strategischen Abwägungen. Es gilt für die beiden Kontrahenten, einerseits Gebiete zu besetzen, andererseits Steine des Gegners durch Einkreisen zu erobern. So entwickelt sich ein Duell, in dem jeder der Spieler danach trachtet, in Räume auszugreifen und gleichzeitig seine Stellung abzusichern. In dem er versucht, den Kontrahenten einzuschnüren und gleichzeitig dessen Umklammerung zu sprengen. Spielsituationen in den verschiedenen Abschnitten des Brettes können sich immer wieder wandeln. Endgültig gesichert ist ein Gebiet erst, wenn es mit einer bestimmten Formation von Steinen besetzt ist. Gewinner ist der, welcher in der Summe der "gefangenen" Steine und des besetzten Gebietes vorn liegt.

    Vor rund 4000 Jahren entstand "Go" in China, wie Bernd Barthold erklärt. Jahrhunderte und Jahrtausende brüteten vor allem fernöstliche Köpfe über dem Brettspiel. In Japan existierten längere Zeit staatlich geförderte "Go-Akademien". Mit der Öffnung Japans begann das Brettspiel auch Menschen in der westlichen Welt zu faszinieren. In seiner Komplexität gleicht es dem Schachspiel, zumindest in der Zahl der denkbaren Varianten übertrifft es dieses deutlich. An den besten menschlichen Spielern haben auch Hochleistungsrechner zu knapsen.

    Die Grundregeln sind einfach erlernt, das Streben nach Vervollkommnung dauert ein Leben lang an. Einen zusätzlichen Reiz von "Go" macht aus, dass durch Vorgaben auch Gegner sehr unterschiedlichen Niveaus gegeneinander antreten und eine für beide Kontrahenten gleichermaßen herausfordernde Partie spielen können.

    "Go-Liebhaber" aber auch am Einstieg interessierte, sind herzlich eingeladen, zur Bad Nenndorfer Spielrunde hinzuzustoßen. Zurzeit trifft sich ein Kreis von rund acht Spielern jeweils mittwochs ab 19.30 Uhr in der Lounge des Intensofit Sportparks, Rotrehre 20-22. Viele von denen, die sich einmal auf "Go" eingelassen hätten, kämen von dem Ringen um die 361 Schnittpunkte auf dem Brett ein Leben lang nicht mehr los, so Bernd Barthold.

    Foto: bb

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