Hauptproblem seien nicht die Auflagen, sondern deren nachträgliche Erweiterung, Stück für Stück. Dies habe die Planungen immer wieder umgeschmissen. Seit der neuen Regelung für die Konzessionsvergabe der Mehrzweckhalle, sehen sich die DJ‘s mit immer neuen Auflagen konfrontiert. So sollte es neben dem Hauptraum einen zweiten Tanzbereich mit einer anderer Musikrichtung geben. Dieser wurde weniger als drei Wochen vor Silvester verboten. In telefonischen Vorgesprächen wurde dies laut Lockemann zunächst zugesagt. Der zuständige Ordnungsamtsmitarbeiter Martin Schmittke bestreitet die Absprache und entgegnete auf Nachfrage, dass nur ein Raucherbereich angemeldet gewesen sei, worauf das Ordnungsamt noch einmal hingewiesen habe. Ohne Beschallung - versteht sich. Zu diesem Zeitpunkt waren schon zahlreiche Flyer mit der Werbung für zwei Tanzebenen verbreitet. Die Plakate mussten umgedruckt werden. "Wenn zeitgleich mit der Konzession alle Einschränkungen herausgegeben worden wären, wäre das annehmbar gewesen, damit hätten wir planen und arbeiten können", so die Organisatoren. "Wir haben nach einer ersten mündlichen Absprache immer nur zu hören gekriegt: ‚Herr Reese sagt aber...‘", so Lockemann. Und auch nach der Veranstaltung ist das Thema noch nicht durch: "Mit zehnmonatiger Verspätung hat der MTV Waltringhausen im Oktober 2013 eine zusätzliche Rechnung für Nebenkosten über 100 Euro mit dem Vermerk "Silvester 2012" von Herrn Reese erhalten", erinnerte sich Lockemann. "Die Mehrzweckhalle ist für Sport gedacht, und nicht als Disco", so Samtgemeindebürgermeister Bernd Reese. Dafür sei diese baulich nicht ausgelegt. Nach der Silvesterveranstaltung 2012 haben laut Reese zahlreiche Anwohner eine Ratssitzung besucht. Dort sei es zu "massiven Beschwerden" gekommen. Einige Jugendliche hätten sich daneben benommen, rund um die Halle randaliert und auch die Lautstärke sei ein großes Thema gewesen. Die Veranstaltung sei in diesem Rahmen nicht mehr tragbar gewesen. Größere Veranstaltungen haben darüber hinaus generell mehr Auflagen. "Auch nach 18. Geburtstagen kamen Reaktionen aus der Öffentlichkeit", so Reese. Diese werden im Radbach-Treff inzwischen generell nicht mehr erlaubt. Die Mehrzweckhalle sei sportlichen Zwecken und Belangen der Dorfgemeinschaft verschrieben, so zum Beispiel Beerdigungen. Diese Einschränkungen richten sich laut Reese aber nicht speziell gegen die Jugend. Dass dort weiterhin runde Geburtstage von 40 bis 70 gefeiert werden, sei ihm nicht bekannt. Mike Schmidt von der Polizei Bad Nenndorf, der an diesem Abend mehrfach vor Ort war, lobte besonders das hohe Maß an Sicherheit und die Organisatoren, die rund um den Radbach-Treff sehr um eine harmonische Party bemüht waren. Dazu gehörte überdurchschnittlich viel Sicherheitspersonal. Lockemann kontrollierte zudem den Außenbereich und die Nachbarschaft, obwohl dies den Zuständigkeitsbereich der Veranstalter überschreitet, auf Flaschen, Müll und Randalierer. Auch im mitternächtlichen Gespräch mit Nachbarn kamen dem Organisator keine Beschwerden über die Lautstärke der Musik, die alle zwei Stunden gemessen wurde. So fiel auch das Fazit der Polizei sehr positiv aus: Es gab keine Vorkommnisse wie Körperverletzungen und nur eine Beschwerde wegen Ruhestörung. "Für die Jugendlichen gibt es in der Samtgemeinde kaum Möglichkeiten für Tanzveranstaltungen", sagte Schmidt, der im Mai als Kandidat für die Samtgemeindebürgermeisterwahl antritt. "Veranstaltungen wie Landjugendfeten oder Erntefeste sind hier alter Brauchtum, die gehören einfach dazu." Die Gemeinde müsse solche Veranstaltungen, zu denen auch Feste wie die Silvesterparty zählen, nicht nur erlauben, sondern fördern. Diese angemeldeten Feiern, bei denen die Polizei im Vorfeld in Gespräche der Planung mit eingebunden wird, seien besser, als größere unkontrollierte Partys. Selbstverständlich müsse dabei auf die vorgegebene Lautstärkeregelung und den Jugendschutz geachtet werden. Der Start zu der Silvester-Veranstaltungsreihe wurde gelegt, weil Lockemann und Michael Hecht den Jugendlichen eine Alternative zu Hannover oder dem eigenen Keller geben wollten. "Diese Veranstaltungen an Silvester hatten nie einen kommerziellen Hintergrund", so Hecht, "wir arbeiten für eine kleine Aufwandsentschädigung." Deswegen sei es auch egal, welche Auflagen die DJ‘s bekommen, "wir machen weiter." Die einzige Möglichkeit wäre, die Konzession zu verwehren, so die Organisatoren, und dafür bräuchte die Stadt eine wirklich gute Begründung. "Unter der aktuellen politischen Situation wird es schwierig, nächstes Jahr wieder eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen", so Lockemann abschließend.Foto: privat
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"Die Sporthalle ist keine Disco"
Party-Organisatoren fühlen sich "beinahe schikaniert" / Immer mehr Auflagen für Jugendliche
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