LANDKREIS (mk). Nach vielen Veranstaltungen zur Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen widmete sich die letzte Veranstaltung des Arbeitskreises "BürgerEnergieWende" in vergangenen Jahr der Nachfrageseite. Der Wärmebedarf von Gebäuden braucht derzeit mehr Energie, verursacht mehr Klimabelastungen und belastet die Haushaltskasse mehr als der Haushaltsstrombedarf. Dabei gibt es vor allem beim Neubau inzwischen wirtschaftliche Konzepte, diesen Bedarf energie- und klimaneutral zu decken und sich bei hohem Wärmekomfort zugleich gegen zukünftige Energiepreissteigerungen zu sichern.
Mit dem "ClimaBalance-Haus" hat die Firma Projektmanagement Bau aus Stadthagen dazu ein innovatives Konzept entwickelt. Henrike Vogt und Jan-Hendrik Tadge stellten dieses knapp 20 Teilnehmern vor. Das Konzept basiert auf einer sehr guten Wärmedämmung, Dreifach-Wärmeschutzverglasung und guter Luftdichtheit. Die erforderliche Heizwärme erfolgt durch Temperierung der Umhüllungsflächen wie Außenwände, Böden und Decken. Das erzeugt rundum ein sehr angenehmes Raumklima. Da dafür nur geringe Vorlauftemperaturen benötigt werden – 28 Grad reichen aus – stellt das einen idealen Einsatzfall für eine Wärmepumpe dar. Diese nutzt das Erdreich als Wärmequelle.
Im Sommer kann das Haus über dieses System auch gekühlt werden. Die verbrauchte Luft wird kontinuierlich aus Küchen und Bädern abgesaugt. Frischluft strömt über Lüftungsklappen in den Fenstern automatisch nach. Die in der Abluft enthaltene Wärme wird über eine zweite Kleinst-Wärmepumpe zur Aufwärmung des Warmwassers in einem Speicher genutzt. Der Strom für beide Wärmepumpen wird durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert. In der Basisversion ist diese Anlage so ausgelegt, dass sie den Strombedarf für die Wärmepumpen in der Jahresbilanz deckt. Auf Wunsch kann die Anlage auch auf den Gesamtstrombedarf des Hauses erweitert werden. Henrike Vogt hob abschließend hervor, dass die Investitionskosten dieses Konzepts kaum höher als die von Häusern vergleichbarer Qualität liegen. Durch den geringen Heizenergiebedarf und den im Betrieb kostenlosen Solarstrom würden die Betriebs-kosten jedoch deutlich niedriger als in Standardhäusern liegen.
Der Vortrag fand großes Interesse, was sich in vielen Nachfragen und Diskussionsbeiträgen zeigte. Aus Kommentaren anwesender Fachleute ergaben sich gleich Ansatzpunkte, das Konzept an der einen oder anderen Stelle vielleicht noch weiter zu optimieren, beispielsweise durch eine gezielte Abschaltung der Heizwärmepumpe bei fehlender Stromerzeugung vom Dach. Dafür kann bei guter Solarstrahlung vor- oder nachgeheizt werden. Da die massiven Flächenheizungen des Hauses sehr träge reagieren, könnte so ohne Komforteinbußen der Anteil des selbstgenutzten Strom der PV-Anlage erhöht werden. Ein Musterhaus der Firma kann in Bad Nenndorf immer Sonntags zwischen 13 und 17 Uhr oder nach Vereinbarung besichtigt werden. Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.ClimBalance-Haus.de.