1. Eine liebens- und lebenswerte Stadt

    Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz zu Demografie, Bildung, Wirtschaft und 775 Jahre Stadtrechte

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    RINTELN (ste). Zum Weihnachtsfest und anstehenden Jahreswechsel ist es wieder Zeit, einige Blicke auf das Jahr 2013 zurück zu werfen und einen Ausblick auf kommende Herausforderungen zu wagen. Das Interview mit Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz, der ankündigte, für die Wahl im Mai 2014 nach reiflicher Überlegung nicht mehr antreten zu wollen, führte Stephan Weichert.

    SW: Wie sehen Sie die demographische Entwicklung in Rinteln?

    Karl-Heinz Buchholz: Wir werden weniger und älter. Diese Erkenntnis ist für uns nicht neu. Wir haben darauf schon im Jahre 2006 reagiert. Die Prognosen der von uns seinerzeit in Auftrag gegebenen Pestel-Studie werden durch die heutige Realität bestätigt. Wir dürfen nicht den Fehler machen, den unausweichlichen Bevölkerungsschwund nur zu bejammern, zumal diese Entwicklung durchaus auch Chancen bietet, insbesondere was die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt betrifft. Es kommt darauf an, wie wir diesen Prozess gestalten.

    SW:Wo steht der Bildungsstandort Rinteln ?

    Karl-Heinz Buchholz: Kinder sind unsere Zukunft. Seit vielen Jahren wird in Rinteln das Bildungsangebot im vorschulischen und im schulischen Bereich stetig verbessert. Im Bereich der Krippenbetreuung wurde im letzten Jahr für die Einrichtung von zwei neuen Gruppen kräftig gebaut. Die neue Krippe in Exten konnten wir bereits vor kurzem einweihen. Der Krippenneubau in Krankenhagen wird Anfang des kommenden Jahres seinen Betrieb aufnehmen. Das Angebot an Ganztagsbetreuungsplätzen wurde in diesem Jahr auch im Bereich der Grundschulen ausgeweitet. An der Grundschule in Exten werden jetzt erstmalig in der Stadt Grundschulkinder durchgehend von Montag bis Freitag in der Zeit von 8.00 bis 17.00 Uhr betreut. Diese Angebote haben dazu geführt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Rinteln gesellschaftliche Realität geworden ist. Dies ist auch für den Wirtschaftsstandort Rinteln von großer Bedeutung, da unsere Unternehmen insbesondere auch auf die Mitarbeit von gut qualifizierten Frauen angewiesen sind.

    SW:Wie steht es mit den Finanzen der Stadt Rinteln?

    Karl-Heinz Buchholz:

    SW:Wie sieht es mit der Lebensqualität in Rinteln aus ?

    Karl-Heinz Buchholz:Wir leben da, wo andere Urlaub machen. Der in den letzten Jahren erfolgte Ausbau von Innenstadt, Freizeiteinrichtungen sowie des Rad- und Wanderwegenetzes hat uns das Leben in unserer Stadt noch lebenswerter gemacht. Der jüngste Schritt in diesem Entwicklungsprozess, war der Bau der Weserpromenade, mit der wir uns wieder mehr zur Weser geöffnet haben. Der hohe Freizeitwert unserer Stadt fällt natürlich auch unseren immer zahlreicher werdenden Gästen auf, die einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung unseres Einzelhandelns und unserer Gastronomie leisten.

    SW:Wie geht es dem Wirtschaftsstandort Rinteln ?

    Karl-Heinz Buchholz: Die Rintelner Wirtschaft ist auf Wachstumskurs. Ausdruck dieser Entwicklung sind die zahlreichen Neuansiedlungen in unserem Industriegebiet Süd. Herausragendes Beispiel ist dabei sicherlich der Neubau der Firma Stüken. Aber die neuen Betriebsanlagen der Lackiererei Sasse, des Maschinenbauers LTL sowie des Rohrsystemhersteller "S&W" sind Bekenntnisse zum Industriestandort Rinteln. Die Stadt Rinteln hat diese Entwicklung mit dem Bau der neuen Stükenstraße unterstützt. Das diese Unterstützung noch weitere Früchte trägt, zeigt sich an der Absicht der Firma RKR, ihren Standort auf das ehemalige Braasgelände zu erweitern.

    SW: Welche Ausblicke und Wünsche haben Sie für das Jahr 2014?

    Karl-Heinz Buchholz: Rinteln hat im kommenden Jahr allen Grund zum Feiern. 775 Jahre Stadtrechte und 40 Jahre Gebietsreform werden für uns Anlass sein, auf unsere Stadtgeschichte zurückzuschauen, ohne jedoch dabei den Blick auf die Zukunft zu verlieren. Wir können stolz auf unsere liebens- und lebenswerte Stadt sein. Damit dies so bleibt, bitte ich die Rintelnerinnen und Rintelner sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Entwicklung unseres Gemeinwesens zu engagieren.

    Ich wünsche den Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches 2014.

    Mit den Entwicklungsplanungen im Bereich des Sports und der Feuerwehr haben wir Perspektiven für unsere in diesen Bereichen engagierten Ehrenamtlichen aufgezeigt. Diese müssen in die Lage versetzt werden, auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ihren unschätzbaren Beitrag für unser Gemeinwesen in allen unseren Ortsteilen leisten zu können. Der Rat hat vor kurzem wichtige Konsequenzen aus diesen Entwicklungsplanungen beschlossen. Diese Entscheidungen waren aber nur ein erster Schritt in einem auf Dauer angelegten Anpassungsprozess.

    Diesen Anpassungsprozess zu begleiten und zu steuern, ist Aufgabe unserer im Oktober diesen Jahres eingestellten Demographiebeauftragten. Diese wird sich insbesondere auch dem verbesserten Zusammenleben der Generationen widmen und auf diese Weise zur Verbesserung der Lebensqualität in unserer Stadt beitragen. Ein solcher Schritt ist für mich auch der Bau des Bürgerhauses in Uchtdorf. Wir müssen verhindern, dass sich unsere Ortsteile zu reinen "Schlafdörfern" entwickeln, in denen die örtliche Gemeinschaft an Wert verliert. Wenn wir das Gebäude im nächsten Jahr fertiggestellt gestellt haben, werden wir es an den dortigen Trägerverein übergeben, der es eigenverantwortlich bewirtschaften wird. Diese Übernahme von Verantwortung für die örtliche Gemeinschaft sollte als Vorbild für andere Ortsteile dienen.

    Eine ganz wichtige Entscheidung für den Bildungsstandort Rinteln war die Entscheidung des Landkreises Schaumburg zugunsten der Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule in Rinteln zum Schuljahr 2014/2015. Mit einer IGS wird das schulische Gesamtangebot neben dem guten Gymnasium Ernestinum komplettiert und eine Schullandschaft entwickelt, die den Wünschen der Eltern und den Bedürfnissen der Kinder Rechnung trägt.

    Der Haushaltsplan des Jahres 2014 ist ausgeglichen. Die mittelfristige Finanz- und Ergebnisplanung der Jahre 2015 bis 2017 sieht ebenfalls ausgeglichene Haushalte vor. Es besteht jedoch kein Anlass, sich entspannt zurückzulehnen. Die Herausforderungen sind zu groß.

    Blickt man 20 Jahre zurück, kann man feststellen, dass sich das Haushaltsvolumen in Höhe von etwa 36 Millionen Euro seit 1994 nicht nennenswert verändert hat.

    Dagegen ist beispielsweise der Zuschussbedarf für die Betreuung in Kindertagesstätten von 900.000 Euro im Jahr 1994 auf nunmehr 4.300.000 Euro im Jahr 2014 und von einem Gesamtanteil vom Haushaltsvolumen von 2,4 Prozent auf jetzt 11,8 Prozent gestiegen.

    Ursache für diese Entwicklung war eine massive Personalausweitung im sozialen Bereich, um das jetzige Betreuungsangebot sicherstellen zu können. Im Gegenzug wurde der Personalbestand in der Verwaltung erheblich reduziert. Im Vergleich zu allen selbständigen Städten Niedersachsens mit 25.000 bis 30.000 Einwohnern hat Rinteln die mit Abstand niedrigste Personalausstattung. Ohne die Ausschöpfung dieses Konsolidierungspotentials wären die jährlichen Personalkosten mehr als 2 Millionen Euro höher als sie es heute sind. Um bei den hohen Betreuungskosten gegenzusteuern, war es daher durchaus angemessen, dass der Rat der Stadt Rinteln bei den Kindertagesstätten eine sozial ausgewogene Gebührenanpassung zum 1. September 2014 beschlossen hat.

    Foto: ste

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