LANDKREIS (bb). Eine zuversichtliche Einschätzung zur Lage des Landkreises gibt Landrat Jörg Farr zum Jahreswechsel ab. Mit einem Aufwärtstrend in der Wirtschaftsentwicklung sei auch eine Fortsetzung der Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt zu erwarten. Mit dem Start der Baumaßnahmen für das Gesamtklinikum und der Inbetriebnahme der neuen gemeinsamen Rettungsleitstelle seien wichtige Meilensteine erreicht. Unter anderem im Bildungsbereich, beim Breitbandausbau sowie dem Feld Energie-Effizienz würden weitere Entwicklungs-Impulse gegeben.
Wirtschaft:
Rettungsleitstelle:
Klinikum:
Bildung:
2+1-Ausbau der B 65:
Regionalschau:
Energie-Erzeugung und
–Effizienz:
Breitbandausbau:
GVH-Tarif:
"Ich bin froh, dass sich die wirtschaftliche Lage im Jahr 2013 weiter verbessert hat", erklärte Landrat Jörg Farr. So sei die Arbeitslosenquote in Schaumburg auf nun 6,5 Prozent zurückgegangen. Parallel dazu sei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten seit 2009 um 1 800 auf rund 38 800 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gestiegen. "Das ist natürlich in erster Linie den Unternehmen zu verdanken, wurde aber unterstützt durch eine aktive Wirtschaftsförderung der Gemeinden und des Landkreises", so Farr. Der Landrat verwies auf 60 bis 65 Firmen des produzierenden Gewerbes in Schaumburg, die oft weltweit aktiv, zum Teil in ihrem Segment Marktführer sind. Produziert würde hier keine Massenware, sondern innovative, maßgeschneiderte Produkte. "Wer weiß eigentlich, dass die Heckflügel-Verstellung des Porsche Panamera oder Teile der Bühnentechnik der chinesischen Staatsoper in Schaumburg produziert werden?" Ebenso beeindruckend seien die guten Ideen, die die Preisträger beim diesjährigen Innovationspreis entwickelt hätten. Die inhaber- und familiengeführten Unternehmen seien wichtig, weil sie in Schaumburg Arbeitsplätze schaffen und eine hohe Wertschöpfung generieren würden. Der Trend zu neuen Arbeitsplätzen setze sich fort, Beispiele seien hier auch die Gewerbegebiete in Rinteln und im Raum Rodenberg an der A2. Sehr positiv entwickle sich dazu die Beschäftigung im klassischen Handwerk.
"Auch wenn wir glücklicherweise in den letzten Jahren von großen Katastrophen verschont geblieben sind, zeigt zum Beispiel das Elbehochwasser, welche Bedeutung einer leistungsfähigen Einsatz-Koordination zukommt", so Farr. Umso wichtiger sei es gewesen, gemeinsam mit dem Landkreis Nienburg ein optimales Einsatzmanagement für Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz sicherzustellen. Dazu sei im April die Integrierte Regionalleitstelle in Betrieb genommen worden. In neun Monaten habe diese bereits rund 51 000 Einsätze koordiniert, darunter über 18 000 Rettungsdiensteinsätze, über 15 000 Krankentransporte und 691 Brandschutzeinsätze.
Wie wichtig die Entscheidung für ein neues Gesamtklinikum in Schaumburg gewesen sei, würden die aktuell im Land Niedersachsen geführten Diskussionen zeigen, erklärte Farr. Bei einem Investitionsstau von insgesamt 1,3 Milliarden Euro und einer Situation, in der zwei Drittel aller Häuser ein Defizit aufwiesen, würden in Niedersachsen Gespräche über Krankenhausstrukturreformen geführt. "Für Schaumburg haben wir mit dem Entschluss zum Gesamtklinikum bereits die Antwort gefunden, die langfristig die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherstellt und gleichzeitig zu einem verbesserten medizinischen Leistungsangebot führt", so Farr. Hier sei der Aufbau von Neurologie und Geriatrie zu nennen. Der Baustart für das Klinikum und die zuführende Kreisstraße sei erfolgt. Nach der Rücknahme der Klagen sei der Weg zur Fertigstellung frei.
Das im November gegründete Bildungsbüro setze einen wichtigen Baustein, "die ohnehin schon gut aufgestellte Bildungslandschaft im Landkreis weiterzuentwickeln". Insbesondere solle das Büro "eine noch engere Verzahnung des Übergangs von der Schule zum Beruf und eine stärkere Berufsorientierung an den Schulen" unterstützen. Ebenso seien in 2013 wichtige Weichenstellung zur Weiterentwicklung der Schulstruktur vorgenommen worden. Mit dem Beschluss des Kreistages zur Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule in Rinteln habe das Gremium eine sehr ausgewogene Entscheidung getroffen. Diese trage auch dazu bei, die bestehenden Schulstandorte abzusichern und zu stärken.
"Ich habe kein Verständnis dafür, dass für den ersten Bauabschnitt des Ausbaus der B 65 der letzte notwendige Schritt der Mittelfreigabe durch den Bund nicht erfolgt. Immerhin hat der Landkreis hier erhebliche Vorarbeit geleistet, die Planfeststellung ist rechtskräftig, die Grundstücke sind gekauft, zwei Häuser sogar abgerissen", stellte der Landrat klar. Das gesamte Vorgehen sei stets in enger Abstimmung mit der Straßenbauverwaltung erfolgt. Nach der Umsetzung vieler Maßnahmen durch den Landkreis, "hätten wir erwartet, dass die Straßenbauverwaltung mit den Arbeiten beginnt wie zugesagt". Der Landkreis werde auf den schnellstmöglichen Start der Baumaßnahmen drängen.
"Im neuen Jahr freue ich mich insbesondere auf das letzte Aprilwochenende, an dem die Regionalschau den Schaumburger Unternehmen die Möglichkeit bietet, ihre Produkte, Dienstleistungen und deren hohes Qualitätsniveau vorzustellen", so Jörg Farr. Alle drei Jahre könnten die heimischen Betriebe bei dieser Veranstaltung mehrere 10 000 Besucher erreichen. Auf diese warte ein interessantes Programm mit Information und Unterhaltung für die ganze Familie.
2014 werde sich der Landkreis verstärkt dem Thema Energie-Erzeugung und Effizienz zuwenden. "In Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft, den heimischen Kreditinstituten und den Gemeinden werden wir Energie-Berater weiterbilden und einsteigen in eine Beratung für private Haushalte", erklärte der Landrat. Ziel sei es damit, die Sanierungsquote im privaten Wohnbereich zu steigern, um den Bewohnern Energie-Einsparungen zu ermöglichen. Dies diene dem Klimaschutz und sichere gleichzeitig Arbeitsplätze gerade bei den heimischen Handwerkern.
Der Landkreis habe sich bei der Breitband-Initiative des Landes Niedersachsen beworben, um eine Struktur- und Ausbauplanung für Schaumburg auf den Weg zu bringen. "Private Haushalte und Gewerbe sind heute auf funktionierende und leistungsfähige Breitbandverbindungen angewiesen", so Farr. "Wo vor zwei Jahren eine Leistung von zwei Megabit Standard war, brauchen wir heute 50 Megabit und mehr." Verlässliche Planungsdaten seien unverzichtbar, um nicht wie in der Vergangenheit auf die Angaben der Anbieter angewiesen sein. "Dies wollen wir 2014 offensiv vorantreiben".
Die Verhandlungen zur Erweiterung des GVH-Tarifs für Einzelfahrkarten hätten sich als schwieriger erwiesen als ursprünglich angenommen, so Farr. Insbesondere sei noch nicht geklärt, ob sich die Landesnahverkehrsgesellschaft in einem Umfang finanziell engagiere, wie etwa im Großraum Hamburg geschehen. "Insgesamt geht es hier um richtig viel Geld", so Farr. Bei einer Ermäßigung von 25 bis 40 Prozent entstünden für die Landkreise rings um Hannover Kosten von rund 3,3 Millionen Euro, und diese Prognose umfasse noch nicht alle Linien. Er sei trotzdem zuversichtlich, noch im Jahr 2014 eine Umstellung zu ermöglichen, vorausgesetzt die Nahverkehrsgesellschaft trage das Konzept mit.
"In der Rückschau haben wir in 2013 viel erreicht und ich blicke optimistisch für das Schaumburger Land ins neue Jahr", schloss der Landrat.
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