LANDKREIS (nb). "Überrascht" und "betroffen" nannte sich der Kreisrat selbst in seiner einstimmig verabschiedeten "Resolution gegen einen weiteren Arbeitsplatzabbau bei Faurecia" am Standort Stadthagen. Die Mitglieder des obersten Entscheidungsgremiums des Landkreises fühlten sich von dieser Konzern-Entscheidung weitere Produktionslinien nach Polen zu verlagen und 200 Arbeitnehmer im nächsten Jahr zu entlassen ebenso kalt erwischt wie die betroffenen Arbeitnehmer und ihre Vertreter.
Umso wichtiger ist es nun, eine klare Haltung und Geschlossenheit in Richtung des Konzerns zu demonstrieren und Solidarität zu bekunden. Die Entscheidung ist aus Sicht des Kreistages "nicht nachvollziehbar" und "nicht vertretbar". Das Unternehmen habe durch Unternehmensleitung und Beschäftigte bewiesen, dass es profitabel arbeiten könne. Ein technischer Standard auf höchstem Niveau habe sich dank fortwährender Innovationen entwickelt und dieser ermögliche Wettbewerbsfähigkeit. Zusammen mit dem Betriebsrat und der IG-Metall müsse "eine beschäftigungsorientierte Lösung" erarbeitet werden, "die den gesamten Standort langfristig absichert". Landrat Jörg Farr wagte einen Ausblick, in dem er deutlich machte, dass dieser Schritt der Anfang des Endes von Faurecia in Stadthagen sein könnte. Es bestehe insgesamt die Sorge, dass irgendwann auch die anderen Abteilungen geschlossen und verlegt würden. Deswegen müsse jede Möglichkeit genutzt werden, den Standort zu halten. Der Kreistag fordert auch in seiner Erklärung die Konzernführung und die Geschäftsführung vor Ort auf, "ein klares Bekenntnis für den Produktionsstandort in Stadthagen abzugeben". Ohne die Einheit von Produktionsentwicklung und Produktion müsse befürchtet werden, "dass der gesamte Standort gefährdet ist". Konzern- und Unternehmensleitung hätten eine Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern, den Weg im Sinne der Beschäftigten weiterzugehen. Eckhard Ilsemann, Fraktionsvorsitzender der SPD, sieht eine nachhaltige Schwächung des Standortes und äußerte sich betroffen darüber, dass "langjähriges Bemühen Arbeitnehmer durch Lohnverzicht und Zusatzarbeit" dabei nicht zählten. Der Standort und das Personal stünden für Qualität, es werde für Luxusmodelle wie den Audi A8 und den Phaeton produziert. Auch Farr betonte das Potential der Beschäftigten, dessen Fachwissen im Zuge des Ausbaus fortschrittlicher Technologien gefragt sei. Er verwies dabei auf die Nachfrage nach leichteren Sitzen im Sektor der Elektromobilität. Diese Stärken müssten laut Resolution weiterentwickelt und ausgebaut werden, die Rahmenbedingungen seien dafür gegeben. WGS-Vorsitzender Heinrich Sasse benannte die Möglichkeiten realistisch: "Wir werden den Entscheidungen, die im Ausland getroffen werden, immer hinterherlaufen. Getroffene Entscheidungen seien schwer umkehrbar. Er apellierte an den Kreistag zu prüfen, ob alles getan worden sei und künftig "die Antenne frühzeitig auf Empfang zu stellen, wenn es Arbeitsplätzen an den Kragen gehen soll". Richard Wilmers von WIR richtete seinen Appell direkt an die Verabntwortlichen nach Paris. Die Entwicklung gehe nicht klang- und schmerzlos an der Attraktivität der Kreisstadt vorbei, er sagte "bittere Folgen" voraus. Gunter Feuerbach richtete in seiner Stellungnahme für die CDU einen klaren Appell an die Landesregierung, den Landkreis in Sachen Wirtschaftsförderung "in konsequenter Art und Weise zu unterstützen". "Wir können nur unseren kleinen Teil dazu beitragen", sagte Feuerbach. "Es ist ein Stück Hoffnung und die Hoffnung stirbt zuletzt." Farr betonte daraufhin, dass es bereits eine aktive Wirtschaftsförderung im Landkreis gebe und anhand des JobCenters Beschäftigungsförderung und Wirtschaftsförderung eng verzahne. Der Erfolg wirke sich jedoch vorrangig auf ansässige, mittelständische Unternehmen aus. "Wir müssen konstatieren, dass solche Konzerne oftmals andere Strategien fahren", so Farr, "zum Schluss entscheiden bei so etwas die Aufträge". Er stehe dennoch voll und ganz hinter der Solidaritätserklärung. Gespräche bei Faurecia hat es im Vorfeld der Sitzung bereits gegeben, das gemeinsame Vorgehen mit der Landesregierung und dem Stadthäger Rat bereits manifestiert, um das erklärte Ziel anzugehen: "Die angekündigten Entlassungen dürfen nicht realisiert werden."Foto: fotolia