1. Absurde Anekdoten, frisch von der grünen Insel

    Journalist und Autor Ralf Sotscheck liest in der "alten polizei" / Neue und skurrile Geschichten aus Irland

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    STADTHAGEN (nb). Aus einem Land, wo die Wirtschaft am Boden liegt und die Zigaretten nur noch unter dem Ladentisch verkauft werden dürfen, ist es gut, wenn dessen Bewohner über einen gewissen Grundhumor verfügen. Dass bei den Iren da kein Grund zur Sorge besteht, hat Journalist, Autor und Emigrant bei seiner Lesung in der "alten polizei" erneut unter Beweis gestellt.

    Was der gebürtige Berliner und Wahl-Ire im Alltag erlebt, legt dies zumindest nahe. Fast alles, womit Sotscheck seine Bücher füllt, soll wahr sein. Etwa die Geschichte von der ehemaligen Grundschul-Direktorin, die die unausgesprochenen Regeln des Dubliner Arbeitsamtes grob missachtet, sich mit den Mitarbeitern anlegt und während einer Lesung in einer Buchhandlung über die dargereichten "Buffalo Wings" stolpert - seit wann können Büffel schließlich fliegen. Oder die von der 16-jährige Debbie, die auf der Beerdigung ihres Onkels für erheblichen Aufruhr sorgt, als sie sich dessen Handy organisiert, scheinbar in dessen Rolle schlüpft und die eigene Kremierung kommentiert. Dann war da noch die Sache mit Obama, der wie die Beatles, Disney und Hitchcock in jedem Fall Ire ist. "Iren sind sehr findig darin, irische Wurzeln rauszufinden", erklärte Sotscheck. Als der US-Präsident samt Familie seiner "Heimat" unter großer medialer Aufmerksamkeit einen Besuch abgestattet hatte, war das, was die "Yellow-Press" daran am meisten interessierte der Kneipenbesuch von Michelle und ihren Töchtern mit U2-Sänger Bono. Als eines der letzten großen Abenteuer in Irland sieht Sotscheck in jedem Fall das Autofahren, insbesondere seit die von Meilen auf Kilometer umgestellten Geschwindigkeitsbegrenzungschilder wie "vom Hubschrauber abgeworfen" in der Landschaft verteilt wurden und zu den ursprünglichen 23.000 noch einmal 25.000 hinzu kamen. Der Abend stand unter dem Motto "Neue skurrile Geschichten aus Irland", und die gab es für das Publikum satt. Erklärte Fans glucksten vergnügt vor sich hin, auch "Neueinsteiger" schlossen sich der Reise auf die grüne Insel der charmant-kauzigen Absurditäten begeistert an. Wer jetzt denkt, das alles könnte einem doch vermutlich auch in Deutschland passieren, hat weit gefehlt. Die ganz eigene Art des Iren die Welt zu betrachten, erschließt sich dem Außenstehenden spätestens dann, wenn er einen der berüchtigten Guinness-Werbespots gesehen hat. Wäre Sotscheck nicht Sotscheck, könnte der gemeine Zuhörer denken, dass das "Grün" der Insel bereits abgefärbt hat, wenn er vom Gipfelstürmen in der deutschen Landeshauptstadt berichtet und damit heroisches Bergsteigertum aufs Korn nimmt.

    Doch auch wenn in Deutschland das Rauchen billiger ist und Familie und Freunde hierzulande wohnen, kehrt er immer wieder gern in sein Haus in Irland zurück - inklusive einer Großladung von 120 Weinflaschen selbstverständlich, da die in Deutschland ebenso unbezahlbar sind. So steht nicht zu befürchten, dass ihm das Material für seine unterhaltsamen Glossen jemals ausgeht.

    Foto: nb

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