WIEDENSAHL (em). "Der Kuckuck ist ein scheues Reh" und Komiker Heinz Erhardt war im Privatleben meistens alles andere als der witzige Willi Winzig, der im aufblühenden Wirtschaftswunder via Mattscheibe zu den Stammgästen in deutschen Wohnstuben zählte. Das wurde den Gästen im Wiedensahler Wilhelm-Busch-Geburtshaus immer deutlicher, je länger sie der Performance des Bückeburgers Frank Suchland folgten.
Der hatte geschickt dessen Lebensgeschichte quasi als roten Faden für sein Heinz Erhardt Programm genutzt. Und so wurde bei allen künstlerischen und persönlichen Rückschlägen im Leben des Mannes mit der dicken Hornbrille deutlich, dass die heiteren Bonmots, die Lust und Lachen vermittelnden Auftritte auf Bühnen, im Fernsehen und in Filmen immer wieder das Ergegnis harter, ausdauernder und akribischer Arbeit waren.
Der Künstler selbst blieb Zeit seines Lebens immer sein schärfster Kritiker. Der spätere "Schelm der Nation" war als Kind und Jugendlicher immer wieder hin und her gerissen zwischen den neuen Partnerschaften seiner getrennten Eltern sowie seinem lettischen Geburtsort Riga und seiner deutschen Sprachheimat. Oder wie Suchland treffend bilanzierte "Es war nicht nur lustig".
Immer wieder wechselte Suchland von den erwarteten und vielfach beklatschten berühmten Erhardt-Kalauern zu dessen die Unbilden des Lebens bilanzierenden nachdenklichen Gedichten, bei denen das immer wieder überraschte Publikum mehrfach schlucken musste und darüber vergaß, die Hände zu rühren. Schon beinahe ehrfurchtsvoll hörte das Auditorium, dass der junge Teenager in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg in der nahen Wennigser Mark am Deister gelebt und Schulen in Barsinghausen und Hannover besucht hat.
Und immer wieder genial eingestreut die Gedichte Heinz Erhardts. Hier die humorigen Wortspiele und geschüttelten Redewendungen, die jedem Zuhörer ein breites Grinsen ins Gesicht treiben. Dann wieder die nachdenklichen Zeilen, die deutlich machen, wie dicht daneben Vergänglichkeit und Vergeblichkeit, Tod und Trübsal angesiedelt sind. Die Grenzen zum Schwarzen Humor werden von dem "Witwer mit fünf Töchtern" - so einer seiner bekanntesten Filme – immer wieder durchbrochen.
Dank Frank Suchlands breit angelegter Spurensuche in Leben und Werk des "Haustyrannen", kennen die am Ende dankbar applaudierenden Besucher im ausverkauften Busch-Geburtshaus jetzt nicht nur den lustig-komischen Heinz Erhardt.
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