1. Zeichen der Erinnerung gesetzt

    Förderverein verlegt "Stolpersteine" in der Innenstadt / 150 Bürger dabei

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    STADTHAGEN (bb). Mit der Verlegung von "Stolpersteinen" hat der "Förderverein ehemalige Synagoge" in der Stadthäger Innenstadt Zeichen der Erinnerung an 13 jüdische Opfer des Nationalsozialismus gesetzt. Der Künstler Gunter Demnig verankerte die Gedenksteine im Straßenpflaster. Rund 150 Bürger nahmen an der Zeremonie teil.

    Adolf Goldschmidt dürfte fest in die Stadthäger Kleinstadt-Gesellschaft integriert gewesen sein. Der Sohn eines Pferdehändlers wurde in dem Ort geboren, während seines Wehrdienstes im 1. Weltkrieg geriet er in Gefangenschaft. 1927 standen er und seine Frau Malchen dem Amtspfortenrott als Rottmeister-Paar vor. Der enge Bezug zu zahlreichen Bürgern bewahrte die beiden Eheleute nicht vor der Deportation. 1942 wurden sie ins Warschauer Ghetto verschleppt. Hier verliert sich die Spur der Goldschmidts, beide wurden 1945 für tot erklärt. Dem Verkäufer und Handelsreisenden Hermann Heymann gelang 1937 die Flucht mit seiner Frau nach Ecuador. Zuvor war er in Stadthagen beim Kaufhaus Lion angestellt. Da ihm das Klima in Ecuador nicht bekam, kehrte er 1955 nach Deutschland zurück und lebte in Hannover. 1960 während eines laufenden Entschädigungsverfahrens nahm er sich im Alter von 45 Jahren das Leben. Mit der "Stolpersteinaktion" erinnert der Förderverein an das Schicksal dieser und zehn weiterer jüdischer Bürger, die von den Nazis verfolgt wurden. Fünf der Verfolgten wurden verschleppt und ermordet oder starben in Zusammenhang mit der Deportation. Acht mussten vor dem Terror des nationalsozialistischen Deutschland ins Ausland flüchten.

    Schüler der IGS Schaumburg verlasen während der Verlegung kurze Biographien der Betroffenen. Vor der Enzer Straße 24 wurden die metallbeschichteten Gedenksteine für Ernst, Johanna und Horst Silberbach gesetzt. In der Obernstraße 39 die von Ludwig, Julia und Ilse Meier, in der Obernstraße 26 die von Adolf und Malchen Goldschmidt, Fritz Weinberg, Herbert Wildau, Erich Stern, Rudolf Weinberg und Hermann Heymann. Die stellvertretende Bürgermeisterin Merve Neumann-Tietzer hob die große Beteiligung an der "Stolpersteinaktion" hervor. Das Projekt erfreue sich einer breiten Unterstützung aus der Bürgerschaft. Neumann-Tietzer dankte den Spendern und insbesondere dem Förderverein und dessen Arbeitskreis "Zur Geschichte der Juden in Stadthagen".

    Der Arbeitskreis erarbeitet die Biographien der Opfer. Jürgen Lingner, Leiter des Arbeitskreises, erklärte, dass in Stadthagen nun 36 Stolpersteine verlegt seien. In den kommenden zwei Jahren werden weitere hinzukommen. Diese werden jeweils vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Verfolgten gesetzt. Sie werden von Spendern finanziert. Das Stolpersteinprojekt wurde vom Kölner Künstler Gunter Demnig erdacht.

    Foto: bb

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