HÜLSEDE (al). Die 29 Beschäftigten der Hülseder Friedrich Kracke Sitzmöbel GmbH müssen weiter um ihre berufliche Zukunft bangen. Am Montag ist zwar das Insolvenzverfahren eröffnet worden; doch es gibt Hoffnung auf eine Lösung. Freistellungen und Kündigungen sind zunächst noch nicht erfolgt: Die Produktion läuft weiter.
Insolvenzverwalter Matthias Wandel zeigte sich bei einer Betriebsversammlung zuversichtlich, die schwierige Situation noch meistern zu können. Es gebe sogar "den gefühlten Luxus von zwei Eisen im Feuer", erklärte er im anschließenden Pressegespräch.
So allerdings hatte es sich auch schon in der Vorwoche angehört. Doch dann seien Termine mit potenziellen Investoren geplatzt, bedauerte Wandel. Buchstäblich in "letzter Minute habe sich noch einmal alles gedreht". Aktuell gebe es aber zwei Investoren, die Interesse an einer Fortsetzung der Produktion hätten. Beide seien "sehr seriöse" Verhandlungspartner aus der Möbelbranche. Wandel erwarte deren konkret bezifferten Angebote in den nächsten Tagen. Sein Ziel: Bis Mitte Dezember müsse eine Entscheidung fallen. Wandel selbst hat diese in der Hand: Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist die alte Geschäftsführung ausgeschieden.
"Wir sind froh, zunächst von Freistellungen und Kündigungen absehen zu können", betonte er. Man habe diesen Schritt vermieden, um eingehende Aufträge erfüllen zu können und auch den Entscheidungen der Investoren zur Zukunft des Betriebes nicht vorzugreifen.
In der Belegschaft sei die Stimmung weiterhin sehr gedämpft, berichtete Betriebsratsmitglied Mario Borchers auf Anfrage. Besonders die letzten Tage vor dem befürchteten Insolvenzantrag hätten "schon sehr an den Nerven gezerrt". Aber der enge Zusammenhalt zwischen den Beschäftigten und der bisherigen Geschäftsführung setze sich fort. Es gebe auch weiterhin keine Vorbehalte gegen die unternehmerischen Entscheidungen. Das unterstrich Wandel erneut: "Dieser Betrieb ist stets mit Sorgfalt geführt worden." Umso wichtiger sei jetzt eine zukunftsträchtige und faire Lösung.
Gewerkschaftssekretärin Sabine Glawe, bestätigte "Unruhe und Existenzängste" unter den Mitarbeitern. Zugleich begrüßte sie die gegenwärtigen Maßnahmen. Es sei richtig, weiter zu produzieren und alle denkbaren Alternativen auszuloten, ist sie sich mit dem Insolvenzverwalter einig.
Dieser gibt zwar zu, dass das Unternehmen derzeit "nicht zu hundert Prozent ausgelastet" sei. Doch das könne sich täglich wieder ändern: "Ein dicker Auftrag würde jetzt gleich neue Perspektiven schaffen und unsere Position verbessern."
Das vor genau 85 Jahren gegründete Unternehmen ist eine der letzten klassischen Stuhlfabriken, wie es sie rund um den Deister einst in großer Anzahl gegeben hatte. Mit schlankeren Produktionsabläufen, Automatisierungen und Personalabbau hatte die Betriebsleitung bereits in den vergangenen Jahren konsequent auf steigenden Kostendruck und zunehmende Billigkonkurrenz aus Osteuropa und Italien reagiert. Massive Auftragsrückgänge insbesondere im Stuhlbau und die schwerwiegende Folgen eines Sozialplans führten die Kracke GmbH jedoch in die gegenwärtige Krise. Sie ist auch für Hülsede von gravierender Bedeutung: Die meisten Beschäftigten wohnen im Ort oder in unmittelbarer Umgebung.