In der Bewertung des Haushalts, den zuvor Stadtkämmerer Jörg Schmieding - Nachfolger von Cornelia Budde - erstmals vorstellte, waren die Parteien gar nicht so weit voneinander entfernt ("...zu viele Aufgaben, zu wenig Geld"), in der Frage, warum dies so ist, dagegen sehr. Astrid Teigeler-Tegtmeier eröffnete das Rededuell. Sie ließ keinen Zweifel daran, wer im Rat den Ton angibt: "Wir sind die Gestalter, die Verwaltung und ihre Mitarbeiter sind die Verwalter!" Daran erinnerte sie die CDU in ihrer ungewohnt deutlichen und provozierenden Rede mehrfach. Die CDU mit ihrem Frontmann Veit Rauch forderte nämlich vehement den Bürgermeister auf, selbst Sparvorschläge zu machen. Doch statt Sparen wolle die CDU lieber noch mehr Geld ausgeben, so Teigeler-Tegtmeier. Wasser für alle Feuerwehrfahrzeuge und weg mit den Hallennutzungsgebühren seien nur einige Punkte. Sie griff ihre Ratskollegen der CDU scharf an: "Sie machen lupenreinen Populismus und verkriechen sich ab in die Hecke, wenn es ernst mit dem Sparen wird!" Populismus aber, so Teigeler-Tegtmeier, sollte die CDU besser der WGS überlassen: "Die können das wenigstens!"
Veit Rauch (CDU) brachte das nicht aus der Ruhe. Er bezeichnete den Haushalt als bilanzkosmetisches Blendwerk, der nur durch Rücklagenentnahme ausgeglichen präsentiert werden konnte. Er forderte Visionen zu Einsparpotentialen aus dem Rathaus und hier insbesondere vom Bürgermeister. Er stellte fest, dass Rinteln im Vergleich zu anderen Schaumburger Städten viel zu wenig Schulden abbaue. Als ambitioniertes Ziel der CDU stellte er vor, dass man ab 2016 keine neuen Schulden mehr aufnehmen wolle und ab 2017 mit Rückzahlungen beginnen wolle. Den Haushalt selbst nannte er "ambitionslos".
Ursula Helmhold (Grüne) ging hart ins Gericht mit der CDU. Eine "Politik der verbrannten Erde" mache die Partei, der sie unfairen Umgang mit Ratskollegen im Haushaltskonsolidierungsausschuss vorwarf: "Und die WGS setzt dem noch den Gipfel auf. In den Verhandlungen trägt sie Entscheidungen mit, die sie später über die Presse widerruf!"
Den Haushaltsentwurf fand sie "...für die begrenzten Möglichkeiten gelungen" und das Geld, das Rinteln künftig für die Inklusion von Schülerinnen und Schülern ausgeben werde, sei gut angelegt: "Damit ist Rinteln erneut vorbildlich in weitem Umkreis!" Heinrich Sasse (WGS) sah im Rat keine "Gestalter" sitzen: "Wir sind nur noch Schuldenmacher!" Seine vorgeschlagenen Sparpotentiale bügelte der Rat jedoch ab. Sasse wollte die 124 Euro monatlichen Aufwandsentschädigungen für den Bürgermeister und den Ersten Stadtrat (rund 3.000 Euro) und die Mittel für die Entlastungsstraße Nord (4,2 Millionen) streichen. Doch für die Straße sind bereits die Aufträge erteilt: "Da würde eine Schadensersatzklage auf die Stadt zukommen", so Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz. Auch Sasses Antrag auf 50.000 Euro zusätzlicher Ausgaben für einen Stadtentwicklungsplan fand keine Mehrheit.
Heiner Bartling (SPD) platzte dann der sonst so ruhige Kragen: "Das Gruseligste, was ich heute gehört habe, waren die Beiträge von Herrn Rauch und Herrn Sasse. Sie wissen nicht was sie wollen, aber das mit aller Kraft. Mit ihnen ist verantwortungsvolle Ratspolitik nicht zu machen!"
Der Haushalt wurde dann gegen Stimmen der CDU und WGS mehrheitlich angenommen. Er hat ein Volumen von 37,6 Millionen Euro und kann nur ausgeglichen werden durch eine Rücklagenentnahme von 0,8 Millionen Euro.
Größte Investitionen sind zwei neue Feuerwehrfahrzeuge für Exten und Möllenbeck, Maßnahmen zur Inklusion in den Grundschulen, energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden, Sportförderung und Fahrzeugbeschaffungen für den Bauhof. Kämmerer Jörg Schmieding: "Es gehört zu meinen Aufgaben, Konsolidierungs- und Einsparpotentiale im Haushalt zu erkennen und aufzuzeigen; Wunderdinge können Sie von mir jedoch nicht erwarten!"