1. "Viele Menschen haben alles verloren"

    Wolfgang Mülbrot hat mit den Johannitern auf den Philippinen geholfen / "Ich würde sofort wieder aufbrechen"

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    BAD NENNDORF (ag). "Der aufrichtige Dank der Philippiner hat uns Kraft gegeben." Seit zwei Tagen ist der Bad Nenndorfer Wolfgang Mülbrot von seinem Auslandseinsatz auf den Philippinen zurück. Am ersten Tag des Einsatzes herrschte noch Unordnung und Chaos, zehn Tage später ist das Leben zurück in die Straßen gekehrt. "Es gab zwar kein Licht, aber die Leute saßen wieder zusammen", beobachtete Mülbrot.

    Die Benachrichtigung zum Einsatz kam am Montag, dem 11. November, per SMS. "Ich habe mich sofort als verfügbar gemeldet", so Mülbrot. Am Dienstag ging es dann nach Frankfurt um die Ausrüstung zu empfangen, am Mittwoch auf die Philippinen. Zehn Tage verbrachte Mülbrot in Ormoc im Hilfseinsatz mit dem zwölfköpfigen Team der Johanniter, bestehend aus zwei Führungskräften, zwei Ärzten, vier Rettungsassistenten, zwei Logistikern, einem Psychosozialen Notfallversorger und dem Mediakoordinator Mülbrot. Vor Ort haben sie vorallem medizinische Hilfe geleistet. Insgesamt haben sie über 1500 Menschen in zehn Tagen versorgt.

    Der 100 bis 120 Kilometer breite Taifun "Haiyan" hat Anfang November großen Schaden auf die Philippinen angerichtet. "Aufgetroffen ist er auf der Insel Leyte. Von dort aus hat er in einer Schneise alles platt gemacht", so Mülbrot. Bisher wurden über 5000 Tote registriert. Strom wird es vermutlich erst in einigen Wochen wieder geben und auch das Trinkwasser ist ein Problem. Nur noch eins von fünf Krankenhäusern in Ormoc ist eingeschränkt nutzbar. Operationen mussten aufgrund des abgedeckten Daches zum Teil im Flur durchgeführt werden. Nur festgemauerte Häuser sind stehen geblieben. Holzhäuser, in denen die Philippiner mehrheitlich wohnen, wurden weggefegt. Der Großteil aller Dächer wurde abgedeckt. "Das ist das Schlimmste", sagte Mülbrot, "kein Dach über dem Kopf zu haben". Auf den Philippinen regnet es momentan jeden Tag.

    Die Philippiner versuchen deshalb die Ruinen mit Planen dicht zu machen, um einen Unterschlupf zu haben. Mit "sehr großer Emsigkeit" haben die Philippiner nach einer kurzen Schockstarre von drei bis vier Tagen begonnen ihre Habseligkeiten zusammen zu suchen und sich dem Wiederaufbau gewidmet. "Viele Menschen haben alles verloren", erklärte Mülbrot mit einem bitteren Zug um den Mund. "Sie haben auch kein Geld mehr und sind abhängig von Hilfslieferungen." Vorallem die Dankbarkeit der Philippiner hat das Johanniterteam unheimlich berührt, erzählte der Pensionär. Mehrere hundert Mal am Tag wurden sie angesprochen und für ihren Einsatz gelobt. Neben der großen Dankbarkeit hat das Team besonders die Ruhe und Geduld der Philippiner berührt. "Wenn wir unsere mobile Hilfsstation aufgebaut haben waren ruckzuck 150 Menschen da und haben gewartet. Sie haben sich vollkommen unproblematisch angestellt und sehr geduldig ausgeharrt, bis sie an die Reihe kamen".

    Wolfgang Mülbrot ist seit 53 Jahren bei den Johannitern. Seit der ersten Stunde vor sieben Jahren ist er zudem beim der Auslandshilfe "Johanniter International Assistence". Das Team besteht aus 90 Personen in ganz Deutschland und wird bei Katastrophen wie zuletzt auf den Philippinen eingesetzt. Als Mediakoordinator kümmerte sich Mülbrot vorallem um die Anfragen von Medien, koordiniert und bereitet Interviews vor. Tagsüber, wenn die westlichen Medien wegen der Zeitverschiebung ruhen, unterstützte er sein Team in der Ausgabe von Lebensmitteln und Wasseraufbereitungsanlagen oder verwaltete die Medikamente und arbeitete den Ärzten zu. Mülbrots Fazit von dem Einsatz auf den Philippinen: "Wenn heute Abend die SMS kommen würde, würde ich sofort wieder aufbrechen. Schnelle Hilfe nach Katastrophen kann viele Menschenleben retten", ist der Bad Nenndorfer überzeugt.

    Foto: ag/privat

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