1. Tausende Atommüllprobleme im ganzen Land

    Politologin präsentiert "Sorgenbericht" / Mehr als 90 Atommüllstandorte erschüttern Gäste

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    Daten zu mehr als 90 Atommüllstandorten in Deutschland vereinen sich in der Bestandsaufnahme. Diese mache klar, dass es nicht ein Atommüllproblem gebe, das in ferner Zukunft an einen Standort delegiert werden könne, sagte Schönberger. "Es gibt heute und jetzt konkret Tausende Atommüllprobleme im ganzen Land." Wenn radioaktiver Müll für längere Zeit, zum Beispiel für 30 statt fünf Jahre eingelagert werde, "dann müssen wir vorausschauender in anderen Dimensionen denken", forderte die Politologin. Dazu gehörten etwa auch Vorrichtungen für die Behandlung kaputter Fässer.

    Denn irgendwann rostet auch mal das Metall, wie bereits mehrfach geschehen. Wer die flächendeckenden, vielfachen Probleme ernst nehme, brauche nicht nur ein Standortauswahlgesetz, sondern einen Prozess, der in seinen Ergebnissen offen sei. Dieser müsse sich an oberster Stelle mit gescheiterten Projekten und Altlasten auseinandersetzen. "Wir brauchen einen Prozess, der von den realen und akuten Gefahren des Atommülls ausgeht, statt sie zu leugnen", drängte die Expertin, "und, dem die Einstimmigkeit von Politik und Wirtschaft vorausgeht, dass es keine Lösung für die sichere Lagerung von Atommüll über eine Million Jahre geben kann." Der aktuelle Sorgenbericht informiert nicht nur über die Geschichte und die Abfälle der mehr als 90 Atommüllstandorte, sondern benennet auch ausdrücklich etwaige Mängel, zum Beispiel die fehlende Standsicherheit und das unbekannte Inventar des Atommülllagers Asse II. Eine dem Buch beiliegende DIN-A1-Karte zeigt zudem alle Atommüllstandorte noch einmal visuell, von Atomkraftwerken über Zwischenlager bis zu Forschungsreaktoren – ein "erschütternder Anblick" und eine "irre Vorstellung", dass das Ganze in ein Entsorgungskonzept kommen müsste, wie sich die Zuhörer einig waren. So kann auch ein jeder sehen, was in der Umgebung vor seiner Haustür passiert. Das Abfalllager Leese im Landkreis Nienburg beispielsweise ist vielen ein Begriff. Dass dort als Zwischenlager und Landesammelstelle schwachradioaktiver Müll in dem unmittelbaren Bereich von Publikumsverkehr (20 Meter Tischlerei, 100 Meter Paintballanlage, 200 Meter Obstplantage) gelagert wird, wissen nur die wenigsten. "Das Leeselager wird absolut bagatellisiert", kritisierte Simone Knöpke vom Anti-Atom-Bündnis. "Da liegen 12 000 Fässer – bei 3 000 weiß keiner, was drin ist." Das große Problem ist ihrer Meinung nach, dass Radioaktivität und Atommüll unsichtbar sind. "Wenn das, was aus den Atomanlagen herauskommt und an den ganzen Standorten lagert, sichtbar wäre , würde die Diskussion ganz anders laufen." Wer mehr erfahren möchte: Die umfassende Bestandsaufnahme ist im Buchhandel unter der ISBN 978-3-00-043228-6 (Ursula Schönberger: Atommüll. Sorgenbericht der Atommüllkonferenz; Salzgitter, August 2013) für 15 Euro erhältlich. Foto: jl

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